Gymnastikbälle, buntes Licht aus den Scheinwerfern, eine Videoleinwand. Schon bei der hektischen Platzsuche im Spielraum des Mörgens schweifen einige Blicke der Besucher irritiert umher. Es wird noch verwirrender, als Malcom Kemp, Tim Knapper und Florian Hertweck als Dlé den Einführungssong vortragen. Der wird glücklicherweise für das Publikum übersetzt. Denn wir schreiben an diesem Abend das Jahr 2075. Heute kaum vorstellbar, aber Maschinen und Menschen leben friedlich zusammen. Die künstliche Intelligenz ist kein Gegner. Klar, ist sie dem Menschen überlegen.
Aber: Die Androide liegen ihrem Schöpfer zu Füßen und helfen, wo sie nur können. Der Mensch soll selbst Auto fahren oder länger als eine Stunde täglich arbeiten? Schnee von gestern. Nicht vorstellbar. Auch in anderen Bereichen sorgen sie für eine ideale Existenz: Ausnüchtern in zehn Sekunden, Hormone regulieren. Küssen geht auch, allerdings über eine Holo-Übertragung. Und was im Film „Junior“ von 1994 mit Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito noch Zukunftsmusik war, ist real: Männer können schwanger werden.
Da bleibt nicht mehr viel, was den Menschen von den Nanobots unterscheidet. Außer: die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden. Viel Imput für die erste Viertelstunde: „Na, schon den Faden verloren?“, fragt Tim Knapper neckisch ins Publikum. Wie gut, dass er ein rotes Wollknäuel durchs Publikum reicht. „Achtet mal drauf, dass der sich bis zum Ende durchzieht“. Als ein Mord passiert, ist dann doch die menschliche statt der künstlichen Intelligenz gefragt.
Gekonnt gemacht
Dlé machen ein Riesenfaß auf, aber wer ihren letzten Knaller „Fluch der Tantalinen“ in der Spielzeit 2013/2014 gesehen hat, weiß: Die Jungs können das. Die haben es einfach drauf. Währenddessen Genre-Grenzen sprengen? Kein Problem! In schimmernd-glänzenden Leggings und hautengen Oberteilen, hüpfen sie auf den Gymnastikbällen und tanzen durch ihren musikalischen Zukunftskrimi.
Man wird – auch dank des futuristischen Bühnenbilds – in eine heitere, bunte und eben nicht schwarzmalerische Zukunftvision versetzt. Man merkt, dass Malcom Kemp, Tim Knapper und Florian Hertweck einfach Spaß haben. Kemp beherrscht die digitalen und analogen Instrumente aus dem FF, dazu rappt Tim Knapper Texte, die witzig und intelligent zu gleich sind.
Ach, dann wäre da noch der Körpersprache-Artist Florian Hertweck – einfach zum Brüllen. Auch der anfänglich herumgereichte rote Faden zieht sich durch die Story. Hingehen und ansehen, bitte. Dlé weiß, welche Knöpfe gedrückt werden müssen, damit das Publikum bestens unterhalten wird. Danke dafür! Und, ihr wisst doch, aller guten Dinge sind drei! \ kla
12. + 27.5.
„Android Ergo Sum“
20 Uhr, Mörgens, Theater Aachen
KlenkesTicket im Kapuziner Karree
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