Dass ein Kinderwunsch einen emotionalen Tsunami auslösen kann, war dem Paar in diesem Ausmaß nicht bewusst. Die Frage, ob man ein Kind zeugen soll, klingt so einfach; doch was sie für gefühlvolle Ausbrüche in Gang setzt, zeigt sich schnell. Plötzlich ist die globale und bewusste Lebensführung ein Thema und schlagartig scheint alles doch gar nicht so einfach wie es zu Anfang klingen möchte. Die Grundfeste der Beziehung beben. Und wenn die Beziehung das nicht aushält, was hält die Beziehung überhaupt zusammen?
Die Schauspieler Hannes Schuhmacher und Shari Asha Crosson sprinten 90 Minuten lang durch die Komödie „Atmen“ des britischen Dramatikers Duncan Macmillan in einer Inszenierung von Stefan Hermann.
Inszenierung
Man braucht einige Zeit, bis man in den Sog der hitzigen Unterhaltung gezogen wird. Der Dialog beginnt in einem rasanten Tempo. Wie Vulkanlava breitet sich die Unruhe des Paares aus und plötzlich ist man Teil der Zukunftsfragen. Die mitreißende Unterhaltung umzingelt einen nach und nach mit tragischen Erkenntnissen. Trauer, Wut, Freude mischen sich. Mal ist man zu Tode betrübt, dann wird es zum Schreien komisch.
Unzählige Emotionen werden dargestellt, die gelungen durch die rasante Sprache unterstrichen werden: Hysterie, Freude, Beklommenheit, Stillstand und alle Grauzonen dazwischen. Reichlich Tempo und passende Gesprächspausen erzeugen eine pulsierende Bewegung. Dabei begleitet der Humor das Stück in einem lebhaften Fluss. Tragik und Komödie kreuzen sich und lassen ein mitreißendes Stück Leben zurück.
Am Ende schlägt die bittere Realität zu. Plötzlich und ganz unerwartet bietet die Wahrheit ein stabiles Fundamente für den Neubeginn einer Beziehung. Stück für Stück erfährt man, was das Paar vor der Gesellschaft und vor allem vor dem anderen verborgen hält. Dann wird es still. Der Dialog langsamer. Man gleitet ruhig durch das Wasser der Erkenntnis. Es wird wieder ruhig geatmet, Stille kehrt ein und Erinnerungen bleiben zurück, in der Dunkelheit. Standing Ovations gab es für die Leistung der beiden Schauspieler und das nicht ohne Grund.
Beide glänzen in ihrer Rolle mit hinreißenden authentischen Momenten und einem zügigen Sprachtempo, das sich je nach Inhalt verändert und dadurch eine passende Dramaturgie erzeugt. Die Kraft der Sprache wird gelungen genutzt. Der Kopf der Zuschauer schwankt während der Unterhaltung gebangt zwischen den Schauspielern hin und her und man vergisst Zeit, Raum und dass die Schauspieler die ganze Aufführung schwitzend auf Steppern liefen. \#bo
6., 15.+?29.10.
„Atmen“
20 Uhr, Mörgens, Theater Aachen
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