Paulette ist von Beginn an nicht der liebenswerte Oma-Typ, sondern eher die garstige, mit der Zeit zynisch gewordene Frau. Und dabei ist sie nicht verzweifelt und traurig, sondern frustiert und zornig. Eigentlich eine gute Gemütslage, wenn man sich unter die Gangster dieser Welt mischen möchte. Denn, wenn in unserer Welt aus einem chronisch blanken, launischen Teenager ein Drogendealer werden kann, warum dann nicht aus einer verarmten, trostlos lebenden, alten Dame? Das dachte sich wohl auch das Grenzlandtheater und brachte „Paulette“ auf die Bühne.
Eben die (Erfolgs-)Geschichte der drogendealenden Oma. In einer Plattenbausiedlung, mit wenig finanziellen Mitteln, dafür mit einer gehörigen Portion Rassismus. Das macht es für ihren dunkelhäutigem Schwiegersohn nicht gerade leicht, von den Enkelkindern ganz zu schweigen. Den Abstieg in die Kriminalität tritt Paulette nach der Beobachtung jugendlicher Dealer an. Wenn die Beiden solche dicken Goldketten tragen, gleich mehrere Handys besitzen und mit dicken Geldbündeln wedeln, statt wie Paulette vorm Zwangsvollstrecker zu zittern, will sie liebend gerne noch einmal in einen Beruf einsteigen.
Auch, wenn es der des Drogendealers wird. Paulette ist sehr arm, sehr weiß und sehr verbittert. Die Dealer sind natürlich Ausländer, zu dumm und zu prollig. Und so gerät auch die Inszenierung etwas zu plakativ, zu sehr Brechstangentheater. Und auch wenn der Film schon böse-witzig daher kommt mit seiner unglaublichen politischen Unkorrektheit, wirkt die Inszenierung der „Paulette“ am Grenzlandtheater doch zu gewollt.
Spätestens als der Gangster Vito seinem Untergebenen mit Hilfe des Flüsterfuchszeichens Einhalt gewähren will und es auch noch schafft, weiß man: So läuft es wohl nicht in der Welt. Was allerdings auch dieser Inszenierung gleichermaßen wie dem Film gelingt, ist, dass sich die garstige alte Dame im Verlauf der Geschichte zu einer echten Sympathieträgerin mausert.
Und am Ende, nachdem natürlich erst noch ganz nach Gangstermanier mit Maschinenpistole in der einen und Handtasche in der anderen Hand eine gewagte Rettungsaktion gestartet wird, ist dann die anfängliche Tragik der Altersarmut vollkommen verschwunden. Stattdessen wird gesungen und getanzt. Das Publikum des Grenzlandtheater war in jedem Fall ganz aus dem Häuschen und beklatschte das zehnköpfige Ensemble minutenlang begeistert. \ kw
bis 6.3.
„Paulette“
20 Uhr, Grenzlandtheater
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