Von Kira Wirtz
In dieser Spielzeit zeigt das Theater erstmals zwei Stücke für Kinder parallel. „Der kleine Wassermann“ für Kinder ab vier Jahren und „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ für Kinder ab Acht. Warum das Theater sich dazu entschieden hat, erklären Inge Zeppenfeld (Schauspielerische Leitung), Lilli-Hannah Hoepner (Regisseurin von „Rico“) und Katrin Eickholt (Theaterpädagogin) im Vorbericht.
Das, was mal das Familienstück war, deckt einfach nicht das ganze Spektrum für die Ansprüche von vier- bis 14-jährigen Kindern ab. „Es ist illusorisch zu denken, dass ein und dieselbe Sache einen Vierjährigen genauso begeistert, wie einen Zwölfjährigen“, erklärt Zeppenfeld. „In den letzten Jahren hat sich bei nur einem Stück für alle gezeigt: Die Kleinen können bestimmten Handlungssträngen nicht folgen und die Größeren langweilen sich.“
Außerdem kennt Theaterpädagogin Katrin Eickholt noch einen weiteren wichtigen Grund, zwei Stücke für unterschiedliche Altersstufen anzubieten: „Es ist als Sechstklässler ziemlich uncool, neben den Grundschüler zu sitzen.“ Das alles bedeutet jetzt natürlich nicht, dass sich das Familienstück in den letzten Jahren nicht bewährt hätte. Auch weiterhin werden ganze Familien mit kleinen Kindern und Teenagern, Erwachsenen und Großeltern in das Theater pilgern, um gemeinsam ein Stück zu besuchen – nur wird für die Schulbesuche eben eine neue Richtlinie vorgegeben. Und das genau ist es. Eine Richtlinie und keine rigoros Festlegung. „Wir wollen einfach ernster nehmen, was wir Kindern bieten. Und mit den zwei Kinderstücken, den Krabbel- und Karlchen Klein-Konzerten machen wir das in diesem Jahr auch.“
Tolle Bücher Für Kinder ab Vier inszeniert das Kollektiv ZIRKZSMARIA „Der keine Wassermann“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Otfried Preußler als Puppenspiel. Für Kinder ab Acht gibt es die Theaterfassung von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ nach Andreas Steinhöfel, der für seine Bücher 2009 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Warum die Wahl ausgerechnet auf diese beiden Stücke fiel? Alle drei sind sich einig: „Weil es tolle Bücher sind!“ In „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ geht es um Themen, die Kinder ab Acht interessieren: Abenteuer, Krimi, Freundschaft. Hoepner denkt an ihre Jugend zurück: „Als ich in dem Alter war, konnte ich alle „Drei ???“- Folgen mitsprechen, in meiner Freizeit habe ich ganze Folgen abgeschrieben und mit Freunden neu vertont, so begeistert war ich von den dort erlebten Abenteuern.“ Bei „Rico“ kann sie nun alle ihre Ideen, wie ein ordentliches Abenteuer aussehen soll und gleichzeitig den Kindern das Theater nähergebracht werden kann, umsetzen.
Aber auch „Der kleine Wassermann“ hat große Fans. Eickholt hat sich direkt in die Puppenfigur des kleinen Wassermann mit seiner roten Mütze verliebt, die die beiden Puppenspielerinnen Julia Brettschneider und Wiebke Alphei auf der Bühne zum Leben erwecken werden. Aber auch sonst ist Eickholt vom Stück begeistert: „Die Geschichte vom Wassermann ist bewegend, eine Emanzipationsgeschichte eines kleinen Kindes. Es wird genug Freiraum für Fantasie gelassen, damit sich eigene Ideen und Gedanken entwickeln.“ Fordern und fördern Die Arbeit an den Stücken wird durch die Unterteilung der Altersstufen erleichtert. „Wir können uns jetzt viel genauer überlegen, was ein Kind ab Acht aufwärts braucht. Die Geschichte kann etwas länger werden, erste zarte Ausflüge ins Abstrakte können gemacht werden“, erklärt die Regisseurin.
Doch bei beiden Inszenierungen gilt: Eine gute Geschichte kann die Kinder für sich gewinnen. Egal, ob das Stück auf der großen Bühne oder in der Kammer spielt. Und das geht am Besten, wenn die Geschichten vielschichtig sind. Und das können sie eben gerade dann sein, wenn sie an die Altersstufen angepasst sind. \
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