In unserer Reihe FamilienBande besucht Klenkes-Autor Sebastian Dreher Aachener Familienunternehmen und lässt sich ihre Geschichten erzählen – von Erfolgen, Niederlagen, geheimen Wünschen und ihrem Stellenwert in der Stadt.
„Wenn ich an früher denke, hat meine Mutter immer einen weißen Kittel an. Meine Eltern waren schon immer Bäcker aus Leidenschaft, das Geschäft war ein allgegenwärtiges Thema bei uns zuhause. In den 30er Jahren hatten meine Großeltern noch ein Geschäft in Eilendorf, so eine richtige Bauernhof-Bäckerei. Später sind sie zum Templergraben umgezogen.
Als ich klein war, wohnte meine ganze Familie zusammen im Haus: meine Eltern, meine zwei Brüder, meine Großeltern und ich. Zum Frühstück habe ich meine Eltern selten gesehen – die waren schon unten in der Backstube. Ich habe dann meistens auch in der Bäckereiküche gefrühstückt. Es gab allerdings die strenge Regel, dass wir gemeinsam als Familie zu Mittag und zu Abend essen. Wir nannten es das „Familienessen“ – dabei ging es meistens ums Geschäft. Eine Zeit lang bin ich nach der Schule zu meiner anderen Oma nach Laurensberg auf den Bauernhof geschickt worden. Das war sehr schön, aber ich habe mit Tieren nicht viel am Hut, bin eben ein Stadtkind. Ich wollte lieber im Laden sein, da war mehr los – das Kommen und Gehen der Kunden fand ich unheimlich spannend.
Schon frühe habe ich gerne mitgeholfen, habe Erdbeeren gesäubert, Eier getrennt, Croissants aufgedreht oder Printen verpackt. Mein Opa hat mich oft beim Tortenbacken helfen lassen. Später, mit acht oder neun Jahren, durfte ich mich selbst austoben und Fantasietorten backen. Wir Kinder sind für unsere Arbeit auch belohnt worden. Mit dem Lohn sind wir dann zum Bend gegangen, haben uns CDs gekauft und solche Sachen.
Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung als Konditor und eine Bäckerlehre bis zum Meister gemacht, später noch den Betriebswirt des Handwerks im Abendstudium. Im Anschluss war es eine meiner Aufgaben, mit dem Bäckerwagen unsere Privatkunden auf der Hörn zu beliefern. Da haben sich jedes Mal die Menschen aus der Nachbarschaft um meinen Wagen versammelt und sich die neusten Geschichten erzählt. Das war toll und genau das, was ich machen wollte. Der direkte Kontakt mit Kunden ist das, was ich an meinem Beruf besonders liebe.
Vor drei Jahren habe ich schließlich meinen eigenen Laden am Templergraben aufgemacht. Meine Eltern haben mich dabei sehr ermutigt, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Auch wenn ich meine Ausfahrkundschaft auf der Hörn sehr vermisse, bleibt der Kontakt durch den neuen Laden an der Ahornstraße bestehen. Der Trubel hier an der RWTH ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann.“ \
Bäckerei TH Kaussen
Templergraben 50-52
Mo-Fr 6-19 Uhr, Sa 6-17 Uhr, So 7.30-17 Uhr
WEITEREMPFEHLEN