Tür auf. Tür zu. Rein. Raus. Fünf Türen stehen dem Haushofmeister zur Verfügung, um geschäftig durch das geräumige Vorzimmer zu eilen, in dem ein Musiklehrer mit seinem Schützling, dem Komponisten der „Ariadne“, auf die Gelegenheit wartet, ihn zu sprechen. Am Abend sollen nämlich bei einem reichen Kaufmann erst eine tragische Oper, dann eine Harlekinade aufgeführt werden. Und die Reihenfolge passt ihm nicht. Aber es kommt noch schlimmer: Die tragische Oper und die Komödie sollen aus Zeitgründen gleichzeitig aufgeführt werden.
Aufregung und Entsetzen bei allen Darstellern. Ohnmachtsanfälle des gekränkten Komponisten. Wunderbare Slapstickeinlagen. Doch Befehl ist Befehl, zumal in dieser Aufführung der reiche Kaufmann ein hochgestellter Nazi ist. So wird die sich vor Liebe verzehrende, todessehnsüchtige Ariadne auf ihrer einsamen Insel nicht gar so einsam sein, sondern auf fünf Komödianten stoßen. Strauss realisierte Hugo von Hofmannsthals Libretto gegen dessen Absichten so, dass sich im weiteren Verlauf komödiantische und tragische Welt fremd blieben: Wann immer die Clowns Ariadne aufmuntern wollen, nimmt sie sie gar nicht wahr.
Die Welt der chromatisch satten Klänge und der dramatischen Steigerungen und die der leichteren, manchmal drehorgelartigen Klänge bestehen einfach nebeneinander. Dieser Inszenierung gelingt es auf mitreißende Weise, Hofmannsthals Idee durchscheinen zu lassen, die tragische Ariadne-Handlung aus komödiantischer Perspektive zu sehen. Selten wird in einer Oper so viel gelacht. Und am Ende gelingt der Inszenierung noch eine überraschende Parodie: Strauss lässt seine Oper damit enden, dass Ariadne, von Bacchus geheilt, doch bittet, all ihre Schmerzen sollten nicht verloren sein. Bacchus entgegnet ihr, durch ihre Schmerzen sei er zum Gott geworden.
Hier aber tritt unerwartet der Komponist in Erscheinung, und wenn Bacchus diesen Text singt, nimmt er nicht Ariadne, sondern den Komponisten in die Arme … Die Leistungen der Sänger sind durchwegs hervorragend. Namentlich genannt werden sollte Marielle Murphy als Zerbinetta, die komödiantische Gegenspielerin der Ariadne, weil Strauss ihr unglaubliche Kolleraturen abverlangt, die sie mit Geschmeidigkeit und Witz bewältigt. Auch das Orchester unter Kazem Abdullah überzeugt. \ hj
4., 14., 18., 22., 25. + 30.6.
„Ariadne auf Naxos“
verschiedene Uhrzeiten, Bühne, Theater Aachen
KlenkesTicket im Kapuziner Karree
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