„La fedeltà premiata“ ist eine Oper zur Abendunterhaltung und zur Feier des nach einem Brand wiederhergestellten Theaters auf Schloss Esterhàzy. Haydn stand beim Grafen Esterhàzy unter Vertrag. Seine Aufgabe war es, für die Abendunterhaltung im schlosseigenen Theater zu sorgen. Was er komponierte, gehörte dem Grafen. Er durfte nichts kopieren, nichts anderwärtig verkaufen.
Wer eines seiner Werke hören wollte, musste den Grafen besuchen. Die Handlung erinnert an Heines „Ein Jüngling liebt ein Mädchen,/ Die hat einen andern erwählt …“, nur etwas intriganter und gleichzeitig lockerer: Melibeo (Chanho Lee), Priester der Diana, liebt Amaranta (Milena Knauß), die mit ihm nur spielt. Sie wiederum verliebt sich in den dahergelaufenen angeblichen Conte Perrucchetto (Michael Terada), der jeder Frau hinterherläuft und sich damit einige Ohrfeigen einhandelt, die ihn weiter nicht kümmern. Lindoro (Jiyuan Qiu), ähnlich geartet und geohrfeigt wie Conte P., liebt Celia (Sissi Qi Wang), die aber Fileno (Woongyi Lee) liebt, der – oh Wunder – umgekehrt sein Herz an Celia verloren hat. Doch das ist fatal, denn Göttin Diana hat aus unerfindlichen Gründen verfügt, dass alle zwei Jahre ein Liebespaar, dass sich in inniger Treue zugetan ist, einem Seeungeheuer geopfert werden muss.
Also tut Celia alles, um ihre Liebe zu Fileno zu leugnen, der aber nichts kapiert, sich von ihr verraten fühlt und ein halbes Dutzend mal versucht sich umzubringen. Melibeo nutzt den Fluch in eigenem Interesse: Als er den Conte P., seinen Konkurrenten um das Herz der Amaranta, mit Celia erwischt, behauptet er, das treue Liebespaar gefunden zu haben, und will es gleich opfern.
Doch da gab es noch eine Klausel: Opfert sich jemand freiwillig, wird der Fluch auf ewig gelöst. Fileno, der endlich Celias Motiv versteht, kann seinen Selbstmordabsichten endlich mit einem guten Zeck unterfüttern und Celia retten. Er ist bereit zum Opfer, der Fluch wird gelöst, Fileno gerettet, und während Diana den Frieden verkündet, schlachten alle gemeinsam den eigennützigen Priester ab, der natürlich auch überlebt …
Nach einem lockeren Vorspiel zur Ouvertüre und nachdem Dianas eigentlich grausamer Fluch in dürren Worten dargelegt wurde, entwickelt sich das heitere Verwirrspiel, das amüsant inszeniert ist.
Das Bühnenbild (Detlev Beaujean, das silhouettenartig Bäume auf einem stilisierten Hügel darstellt, ist grafisch wie farblich ausgesprochen ästhetisch. Das Orchester spielt unter der Leitung von Herbert Görz mit warmer Leichtigkeit. Der Grundton ist Unbeschwertheit, Eintrübungen ins Moll entstehen mühelos und lösen sich genauso mühelos wieder auf.
Auch dramatische Passagen haben etwas von Wolken, die den Himmel nur kurzfristig verdunkeln. Dianas Fluch ist nur Würze für das Verwirrspiel. Filenos Verzweiflung wirkt zwar musikalisch melancholisch, doch in der steten Wiederholung seiner Selbstmordversuche wie ein heiteres Spiel. Der hinterhältigen Gefangennahme von Celia und dem Conte P. gehen zwischendurch die dramatischen Klänge aus. Die Sänger beziehungsweise Sängerinnen spielen ihre Rollen durchweg mit viel Witz, ihre Arien interpretieren sie gefühlvoll. Hervorzuheben sind dabei Anna Sayn als Nerina und Woongyi Lee als Fileno. Eine fürstliche Abendunterhaltung, bei der man die Flüche einer Göttin nicht hinterfragt. \hj
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