Von Christina Rinkens
Man muss ja nicht immer gegen etwas auf die Straße gehen. Manchmal sollte man damit klar und deutlich zeigen, dass man für etwas ist. Die Menschen auf dem Aachener Katschhof, aber auch die auf dem Opernplatz in München oder diejenigen auf dem Gendarmenmarkt in Berlin, wissen, wofür sie einstehen. Für ein geeintes und demokratisches Europa.
Das Europa, in dem wir leben. In dem die Grundlagen des Gemeinwesens die Achtung der Menschenwürde, der Rechtsstaatlichkeit, des freiheitlichen Denkens und Handelns, der Toleranz und des Respekts sind. Die Bewegung „Pulse of Europe“ erfasst immer mehr deutsche Städte. Und inzwischen auch weitere europäische – Paris, Amsterdam, Brüssel.
Jeden Sonntag um 14 Uhr kommen zeitgleich für eine Stunde Menschen zusammen, die verstanden haben, dass es sich lohnt, für Europa einzustehen. Dass eben das bitter nötig geworden ist, in Zeiten von Brexit und Trump. Wenn man also für Europa demonstriert, weiß man auch, wogegen man einsteht: gegen Nationalismus, Populismus und Ausgrenzung.
„Blijf bij ons““
Die ersten Demonstrationen im Rahmen von „Pulse of Europe“ fanden Mitte Januar statt, Aachen ist seit Anfang März dabei. Und schnell zeigte sich, welches erste Etappenziel es zu vermeiden galt: Den Nexit. Dass in den Niederlanden mit Geert Wilders ein Rechtspopulist die Wahl gewinnt, der sich an Großbritanniens Abgang aus der EU ein Beispiel nehmen will.
Ein Abgang, der besonders uns in der Grenzregion vor Augen geführt hätte, was die Europäische Union für unser alltägliches Leben bedeutet: freier Grenzverkehr, friedliches Miteinander, wirtschaftlicher Freihandel. Und das sind nur einige Beispiele. Dass „Pulse of Europe“ mit dem Motto der Veranstaltungen am 12. März, “Nederland, blijf bij ons“, mit für den glimpflichen Wahlausgang – aus Sicht der Europäer – gesorgt hat, ist eine wage Vermutung.
Und doch: Es zeigt sich, dass es was bringt, gemeinsam für etwas einzustehen. Die nächste Etappe ist die Vermeidung des Frexit, der Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union, sollte die Rechtspolulistin Marine Le Pen die Präsidentschaftswahl im April für sich entscheiden. „Wir führen diese Veranstaltungen weiter durch, bis zur Bundestagswahl im September“, so die Veranstalter am vergangenen Sonntag auf dem Katschhof.
Zuletzt kamen knapp 900 Menschen alleine hier zusammen. Während der einstündigen Demo dürfen Redner, die sich vorher anmelden, ihre drei Minuten Redezeit nutzen, um das Wort an die Versammelten zu richten. Von der Rentnerin, über den Politikwissenschafts-Studenten bis hin zum NRW-Abgeordneten Armin Laschet.
Das Aachener Musikurgestein Dieter Kaspari bringt auf den Punkt, wofür sich das alles lohnt: „Ich bin hier für meine Kinder und Enkel, für Euch alle.“ Für die folgenden Generationen, die auch in einem geeinten und demokratischen Europa sollen leben dürfen. Dann stimmt er „With a Little Help from My Friends“ von Joe Cocker (Anmerkung der Redaktion: Das Original stammt natürlich von den Beatles) an. Und der ganze Katschhof singt mit.
„Pulse of Europe“ findet jeden Sonntag um 14 Uhr auf dem Katschhof statt. Redebeiträge können vorab angemeldet werden.
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