Warum sollte das AKW Tihange abgeschaltet werden?
Tihange ist eines der ältesten Kernkraftwerke in Europa. Es wird vom belgischen Konzern Electrabel betrieben. Neben dem Kernkraftwerk Doel ist es eines von zwei in Betrieb befindlichen Kernkraftwerken Belgiens, mit zusammen sieben Reaktoren.
Es wurde 1975 in Betrieb genommen, ist also 36 Jahre alt. Zudem liegt das AKW in einem Erdbebengebiet. 1992 wurde hier in der Region ein Beben der Stärke 5,9 gemessen, dies war schon am Rande der Auslegung der Reaktoren von Tihange. Auch wenn das schon einige Jahre her ist, kann ein solches Beben jederzeit wieder auftreten. Das hat uns letztendlich auch Fukushima bewiesen.
Was für Auswirkungen hätte ein Gau in Tihange auf Aachen?
Das belgische Kernkraftwerk Tihange liegt nur etwa 65 km von der deutschen Grenze entfernt und damit deutlich näher an Aachen als jedes deutsche Atomkraftwerk. Sollte der Wind ungünstig stehen, wäre die Region nicht länger bewohnbar. Aber es geht nicht nur um Aachen. Käme es zur nuklearen Katastrophe, wären rund sechs Millionen Menschen in einem Radius von 75 Kilometern betroffen.
Aber zumindest ein Teil von Tihange soll 2015 abgeschaltet werden. Dann hätten Sie Ihr Ziel doch erreicht?
Wir fordern neben der sofortigen Schließung der ältesten Reaktoren Tihange I auch das Abschalten der alten Reaktoren Doel I und II bei Antwerpen. Und natürlich die Schließung aller anderen Reaktoren so schnell wie technisch möglich! Im Jahr 2003 beschloss die belgische Regierung, dass die Betriebserlaubnis der belgischen AKWs auf 40 Betriebsjahre beschränkt wird und dass die älteren Meiler alle bis 2015 abgeschaltet werden sollen. Das jüngste Kernkraftwerk in Tihange wurde erst 1985 erbaut und würde demnach erst 2025 abgestellt werden. Lediglich Tihange 1, der Reaktor von 1975, würde 2015 den Betrieb einstellen.
Wie sind Sie auf die Idee zu einer so großen Aktion gekommen?
Ursprünglich hatten wir viele kleinere Veranstaltungen geplant. Dann hörten wir, dass auch andere internationale Initiativen im September gegen die AKWs demonstrieren wollten. Und so erklärten wir den 17. September zum Tag des Widerstandes gegen Atomkraft in Belgien, Luxemburg, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Vor den vier französischen AKWs bei Cattenom, den zwei AKWs bei Fessenheim, am geplanten französischen Endlager in Bure, vor der einzigen Urananreicherungs-anlage Deutschland in Gronau und vor den drei belgischen AKWs bei Tihange wird demonstriert.
Haben Sie den Eindruck, dass das Thema Atomenergie wieder abflaut?
Wir sind auf so große Resonanz gestoßen, dass ich davon eigentlich nicht ausgehe. Wir erwarten zwischen 1.000 und 3.000 Menschen. In den Medien ist die Katastrophe von Fukushima sicherlich wieder in den Hintergrund getreten. Schließlich gab es neue mediale Ereignisse, wie beispielsweise die Finanzkrise.
Was ist am Tag der Demo geplant und was erhoffen Sie sich von der Aktion „Stop Tihange“?
Um 14 Uhr eröffnen wir die Demo in Huy. Dann wird sich die Demonstration auf den Weg zum drei Kilometer entfernten AKW machen. Dort angekommen werden wir den Tag mit Musik und Reden ausklingen lassen. Ich hoffe, dass Tihange I und Doel I und II sofort abgeschaltet werden. Technisch wäre das durchaus möglich, aber da geht es um viel Geld. Und Geld ist immer ein schwieriges Thema.
17.9.
Tag des Widerstandes gegen Atomkraft:
„Stop Tihange“
14 Uhr Huy, Belgien
stop-tihange.org
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