Rubik‘s Zauberwürfel, Tschernobyl und die zarte Annäherung von Gorbatschow und Kohl als Ende des Kalten Krieges, untermalt von Madonna, Elton John und Freddie Mercury … Im Bahnhof Guillemins lässt sich in einer lebhaft inszenierten Ausstellung die „Generation 80“ erleben. Hartnäckige Ohrwürmer gibt’s obendrein! Nach den erfolgreichen Ausstellungen zu den „Golden Sixties“ und „Dali“ knüpfen die Veranstalter von Europa Expo gleich mit dem nächsten Blockbuster an: Die „Generation 80“ unternimmt eine rasante Fahrt in das verrückte Jahrzehnt zwischen Atomangst und Computerspiel. In verschiedenen Themenbereichen werden weltpolitische Ereignisse und modische Erscheinungen mit vielfältigen Ausstellungsstücken und szenografischen Inszenierungen dargestellt.
Weltpolitik und Popmusik
Unter „Politik und bedeutende Ereignisse“ wird an den Atom-GAU in Tschernobyl (1986) ebenso erinnert wie an den Crash an der Wall Street (1987), an AIDS, Abtreibungen oder Retortenbabys. Auch wenn der Katalog mehr Bilderbuch als wissenschaftliche Begleitpublikation ist, bietet er durchaus Background-Informationen zu den einzelnen Themen. Vor allem aus heutiger Sicht lohnt sich ein Blick zurück, verbunden mit der Frage, ob wir damals nicht in mancher Hinsicht sogar schon weiter waren? Zumindest irgendwie offener und unverkrampfter … Neben „Girls just wanna have fun“ von Cindy Lauper wurde „I want to break free“ von Queen die Hymne einer ganzen Generation, die bei allem Ernst der Lage doch auch vor allem Spaß haben wollte.
In der Sektion „Musik“ geht es neben technischen Entwicklungen in den Aufnahmestudios um die Disco als Leitmotiv der 80er Jahre: Popmusik als Massenphänomen. Die verspiegelte Tanzfläche mit flackernder Diskokugel ist dabei ebenso Pflicht wie Devotionalien der großen Stars und Helden der Starschnitte in den Jugendzimmern, zum Beispiel das reizende Bolero-Jäckchen von Freddie Mercury (in erschreckend knabenhafter Größe), die berühmte spitzbusige Corsage von Jean-Paul Gaultier für Madonna – die Grand Dame des gepflegten Sex-Skandals – oder die grandios inszenierte Hommage an „Thriller“, das erste aufsehenerregende Musikvideo von Michael Jackson.
Apropos Film: Neben E.T. – in einer bis ins Kleinste nachgebauten Küche mit dem niedlichen Außerirdischen, der nach Hause telefonieren will – grüßt auch Harrison Ford als Indiana Jones, hier haben sich die Ausstellungsmacher kreativ ausgelebt und einen spektakulären Tempel nachgebaut, mehr sei nicht verraten.
Vom schrillen Design und Mode-Thema (Stichwort: Schulterpolster und Minipli-Löckchen, aber auch Androgynie als wiederkehrendes Thema bei Madonna, David Bowie, Annie Lennox und Co.) über Comics (Belgien ist definitiv ein Comicland!) und legendäre Kinofilme und TV-Formate bis zu sportlichen Großereignissen führt der Rundgang schließlich zum Fall der Berliner Mauer – samt Animation, bei der man selber die Mauer zum Einsturz bringen kann. Spielerisch die große Weltpolitik zu erleben hat auch seinen Reiz!
Humor und Liebe zum Detail
Die Ausstellung versteht es, die 80er Jahre anschaulich Revue passieren zu lassen – mit viel Humor und Liebe zum Detail, mehr oder weniger schlimmen Ohrwürmern, aber auch ausreichend Tiefgang, denn manche Sektion hinterlässt angesichts der dramatischen Aktualität ein dumpfes Gefühl. \ bep
bis 2.6.
„Generation 80 Experience“
Bahnhof Guillemins, Place des Guillemins 2
4000 Lüttich
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