Seine Bilder sind weltbekannt, aber der französische Fotograf Marc Riboud ist fast in Vergessenheit geraten. Höchste Zeit also, ihn mit einer umfassenden Retrospektive im Suermondt-Ludwig-Museum zu ehren, denn inzwischen sind seine Bilder nicht nur Ikonen der Fotografie, sondern auch wichtige Zeitzeugnisse.
Sein bekanntestes Foto ist sicher La Fille à la fleur („Das Mädchen mit Blume“) von 1967. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt eine Friedensaktivistin bei einer Großdemonstration gegen den Vietnamkrieg, die sich mit einer Blume in der Hand Soldaten mit Gewehren entgegenstellt. Das Foto wurde zu einem Symbol des friedlichen Protests und hat bis heute nichts von seiner Intensität eingebüßt. Oder sein Bildnis eines Anstreichers auf dem Eiffelturm, der clownesk wie Buster Keaton mit Zigarette und Strohhut leichtfüßig in luftiger Höhe auf dem Träger balanciert, noch heute ein Graus für jeden Arbeitsschutzbeauftragten.
Marc Riboud (1923-2016) hat bereits als 14-Jähriger 1937 die Weltausstellung in Paris mit einer gebrauchten Kodak-Taschenkamera fotografiert. Er engagierte sich in der französischen Résistance und kämpfte aktiv im Widerstand. Nach Kriegsende studierte er Maschinenbau und arbeitete als Ingenieur in Lyon. Sein Entschluss als freier Fotograf zu arbeiten, führte ihn 1952 nach Paris. Hier traf er auf die Fotojournalisten Robert Capa und Henri Cartier-Bresson und schloss sich deren neu gegründeter Fotoagentur Magnum an. Mit einem alten Landrover reiste Riboud ab 1955 Richtung Osten, nach Afghanistan, Indien, China und Japan … und gab Einblick in oftmals nicht zugängliche Orte. Entstanden sind dort poetisch anmutende Bildstrecken, die auch das Leben unter harten Bedingungen mit Würde und Respekt schildern.
„Bilder machen, das heißt, das Leben in jeder 100/25 Sekunde voll auszukosten“, wird Riboud gerne zitiert. Die Aufnahmen von Marc Riboud überzeugen auch heute durch den pointierten Blick, mit dem er flüchtige Situationen einzufangen wußte und ihre reduzierte Ästhetik in Schwarz-Weiß. Sie sind inzwischen auch Zeitzeugnisse und erzählen vom Aufbruch in das visuelle Zeitalter und der Bedeutung der Bild-reportagen der großen Zeitschriften, die mit ihren Bildstrecken das Tor zur Welt öffneten. \ bep
6.10.-6.1.
Marc Riboud – „Meine Bilder sind Notizen“
Suermondt-Ludwig-Museum
www.suermondt-ludwig-museum.de
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