Das letzte Wort zu haben, ist für Hans-Dieter Jurewicz schon irgendwie schwer. Schließlich kann der Ü-60 jährige, wie er lachend angibt, unzählige Geschichten erzählen. Kein Wunder, als „Bürgermeister vom Neumarkt“, als Pfeifenfachmann oder als erste Vertrauensperson in puncto „Frankenberger Klüngel-Klatsch und Tratsch“ erlebt der Mann eben viel.
Dass er 1965 mit dem ersten Kauf einer Pfeife nicht nur seine Frau, sondern auch dieses besondere Viertel kennen und lieben lernt, damit hat er selbst wohl am wenigsten gerechnet. Aber unverhofft kommt oft und so hat er 1976 das Ladenlokal übernommen und ist mittlerweile der „Dienstälteste“ auf der Zeile.
Die Zeile, das ist die berühmt-berüchtigte Bismarckstraße, dort, wo Künstler, Intellektuelle, Alternative und der ganz normale Öcher das Leben in vollen Zügen genießen. Denn das „Dorf in der Stadt“ bietet eine ganze Menge Vorteile, die Jurewicz nur loben kann: „Es ist ein lebendiges Viertel, die Menschen kennen sich einfach. Außerdem fällt das Kontaktaufnehmen hier besonders leicht.“
Der erste Kontakt zwischen den Frankenbergern beginnt oftmals in seinem Laden. Auch dank der Infotafel, die das Ehepaar am Neumarkt angebracht hat, dem „Brett am Markt“. Hier wird gefunden, was gesucht wird und gesucht, was gebraucht wird.
Auch die eine oder andere Skurrilität war schon dabei. „Gebiss gefunden im Tabakladen Jurewicz“. Kein Scherz. Die Dame, die allmorgendlich die Zeitung und Brötchen holt, hatte sich in der Eile ihr Gebiss in die Bademanteltasche gesteckt – und die hatte wohl ein Loch. Die künstlichen Zähne waren futsch und die Brötchen blieben liegen. Doch aufmerksam wie der Frankenberger Bürger ist, war auch hier sofort Hilfe zur Stelle – und die Dame konnte kurze Zeit später wieder ordentlich zubeißen.
„Brett am Markt“ ist ein guter Treffpunkt
Aber neben solch eher ungewöhnlichen Storys wird das „Brett am Markt“ hauptsächlich für die ganz normalen Sachen benutzt: Wohnungen, Garagen oder auch Baby-Erstausstattungen finden hier neue Besitzer. Und da die meisten Inserate ebenfalls von Bürgern aus dem Viertel kommen, trifft man sich zur Übergabe am besten direkt am Brett. Dort kommt es mitunter zu Aha-Erlebnissen.
Denn spätestens, wenn man voreinander steht, wird klar: „Mensch, den kenn ich doch.“ So ist das halt in einem Dorf, das sogar seine eigene Karnevals-Feier hat. Wie gesagt: Geschichten, wie sie das Viertel schreibt, kann Jurewicz viele erzählen. Nur bei einem Thema, da kann sich er dann doch kurz fassen. „Kein Anwohner-Parken, das löst unser Parkplatzproblem auch nicht. Deshalb soll das Thema vom Tisch. Punkt!“ \ sp
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