Von Sebastian Dreher
Der Name Hünerbein ist vielen Aachenern ein Begriff, selbst wenn sie das Modell Center am Aachener Markt niemals betreten haben. Das liegt mit Sicherheit an der prominenten Lage gegenüber des Rathauses, aber auch daran, dass das Geschäft irgendwie schon immer da war – zuerst in der Pontstraße, dann an anderer Stelle am Markt, seit 1997 am Markt 11 bis 15.
„Hier war früher das Café Albert“, erklärt Michael Hünerbein und drückt sich in den roten Kunststoffsitz des ehemaligen Deutsche-Bahnabteils, das den Hünerbeins als Besprechnungs- und Kundenempfangsraum dient. Der 36-Jährige ist in dritter Generation im Familienunternehmen tätig und in Sachen Berufswahl kamen bei ihm nie Zweifel auf.
Ein lebenslanges Hobby
Modellbau ist ein Hobby, dass viele Menschen ein Leben lang begleitet. Als Kind einmal mit den lebensechten Nachbauten in Berührung gekommen, entwickelt sich eine Faszination, die eine Leben lang anhält, im Alter meistens größer wird und – Achtung Klischee – vor allem Männer betrifft.
Solche Vorurteile hört Michael Hünerbein gar nicht gern. „Frauen übernehmen oft den kreativen Part, wenn es um die Gestaltung von Landschaften und Häusern geht.“ Allerdings gäbe es wirklich wenige Damen, die von alleine auf die Idee kommen, sich mit Modellbau zu beschäftigen, wie er zugibt. Eingefleischte Modellbauer sind allerdings bereit, eine Menge Zeit und Geld in ihr Hobby zu stecken.
Das amerikanische Projekt
„Wir hatten einen Kunden aus Belgien, der in die USA ausgewandert ist“, erinnert sich Hünerbein. „Der hatte sich drüben eine eigene Bahn gebaut, war damit aber unzufrieden.“ Es musste also ein Hünerbein-Modell her. In enger Absprache wurde das Projekt über mehrere Jahre erarbeitet und in Aachen zusammen mit einem Schreiner angefertigt. In drei Kisten verpackt ging es dann mit einer Lufthansa Cargo-Maschine nach L.A. – Michael Hünerbein kam mit einem Kollegen hinterher.
„Das Modell haben wir in der Küche aufgebaut – anfangs passte alles sehr gut.“ Doch schon bald war klar: der Kunde hatte falsche Maße geschickt, eine Tür war im Weg. Das Problem konnte allerdings schnell gelöst werden.
„Ein Trupp Mexikaner rückte an und hat innerhalb eines Tages die Tür versetzt“, so Hünerbein. Leider war noch ein Heißwasserboiler im Weg, der Gesamt-Umbau dauerte dann noch die ganze Woche. Finanziell war das für den sehr wohlhabenden Kunden „kein Problem“, wie Hünerbein betont. Immerhin sei der gesamte Auftrag nicht billig gewesen. Dass eine Modellbahn in der Küche installiert wird, ist eine große Ausnahme. Insgesamt sei es eher so, dass große Anlagen „eben viel Platz brauchen und deshalb oft im Keller oder auf dem Speicher stehen.“
Prominente Modellbau-Fans
Dass es vielen Modellbau-Fans unangenehm ist, ihr Hobby öffentlich zu machen, glaubt Hünerbein nicht. „Viele Prominente sind Modellbahnfans, etwa Frank Rost.“ Der ehemalige Bundesliga-Torwart habe sich sogar extra ein Haus nach den Maßen seiner Lieblingsanlage anfertigen lassen.
Und wie steht es mit ihm selbst, hat Michael Hünerbein eine Modellbahn im Keller? „Ich habe zwei Kinder und arbeite 60 bis 70 Stunden die Woche, dafür habe ich leider keine Zeit“, sagt er. „Aber gesammelt wird natürlich trotzdem.“ ///
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