„Künstlerisch auf der Stelle zu treten ist, als würdest du dein ganzes Leben nichts anderes als Currywurst essen.“ Peter Sonntag hingegen hat seinen musikalischen Geschmacksnerven nicht viel vorenthalten. Die erste Platte hieß „Like this“ und wurde unter Jazz gelistet. „Ich war Bandleader, hab Kontrabass gespielt und improvisiert – für das damalige Publikum war das Jazz“, schmunzelt er.
Doch er war schon damals kein ein „normaler“ Bassist. Einflüsse fand er bei anderen Instrumenten, beim Saxofon, bei der Trompete und der Gitarre. John Coltrane, Miles - Davis, Jimi Hendrix waren seine Idole, Menschen, die mit ihren Instrumenten Geschichten erzählten. Das wollte er auch – aber eben auf dem Bass.
„Ich habe schon früh tief in meinem Inneren etwas gespürt, das auf eine musikalische Karriere hindeutete“, beschreibt er seine künstlerischen Anfänge. Als Arbeiterkind aus Stolberg (Jahrgang 1954) bekam er kaum kreativen Input. „Meine Eltern hatten noch nicht mal einen Plattenspieler.“ Trotzdem wusste er mit 15: „Ich will Musiker werden.“ Da für ihn nur die Volksschule bis zur achten Klasse vorgesehen war, musste er das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholen.
So konnte er sich für Kontrabass an der Hochschule für Musik und Tanz in Aachen anmelden. Von 1976 bis 1981 hat er dort gelernt, unter anderem bei Wolfgang Meyer-Tormin, einem Vertreter der Neuen Musik. „Wolfgang hat einmal Scharnierquietschen aufgenommen und daraus ein Stück komponiert“, sagt Sonntag. „Erst Jahre später habe ich verstanden, was er damit sagen wollte: Inspiration gibt es überall, sie liegt quasi auf der Straße.“
„Manchmal wache ich schon mit einer Idee auf“
Und so findet auch er den Input für seine Musik überall und jederzeit, in Bildern, Farben oder einfach nur in Alltagssituationen. „Manchmal wache ich schon mit einer Idee auf“, sagt er. Um keinen Einfall zu verlieren, hat er jederzeit ein kleines schwarzes Büchlein griffbereit.
In Sonntags Musik flossen immer schon Einflüsse aus vielen verschiedenen Musikgenres ein, Jazz, Klassik, Pop, aber auch Rock und Metal. 1992 spielte er mit Bela B. und Rod Gonzáles bei Depp Jones, kurz bevor sich diese wieder mit Farin Urlaub zu den Ärzten zusammentaten. Seit 1997 ist er mit seiner Band Final Virus weltweit unterwegs. Die Aachener spielten unter anderem Konzerte in China vor 40.000 Menschen und beim polnischen Woodstock vor 500.000 Leuten. Mit seiner Gitarristin Reno Schnell ist er mittlerweile verheiratet. Und seit vielen Jahren ist noch ein weiteres Familienmitglied dabei: Sohn Max aus erster Ehe.
„Nachdem unser erster Drummer ausgestiegen war, spielten eine Menge talentierter Leute bei uns vor“, sagt er. Doch der Richtige war nicht dabei. Zu der Zeit war der 13-jährige Max immer an den Wochenenden bei ihm, und natürlich ging es jedes Mal schnurstracks in den Proberaum zum Jammen. „Irgendwann haben wir bemerkt, dass er alle unsere Songs auswendig spielen konnte – und dazu noch super-tight.“
Ab da war der Sohnemann mit Papa in der Band. Und das hieß natürlich auch Konzerte spielen und Tourneen absolvieren. „Wir haben die Touren so gelegt, dass sie in die Schulferien fielen“, erinnert sich Sonntag. „Die Gigs waren ja sowieso meistens an Wochenenden.“ Mit einer Rockband unterwegs zu sein und bis spät in die Nacht auf Bühnen zu stehen, war für den Heranwachsenden keine gewöhnliche Freizeitbeschäftigung. Von seiner Ex-Frau bekam Sonntag jedoch immer Unterstützung. „Sie fand das gut und war sehr stolz auf ihren Jungen“, sagt Sonntag. „Und weißt du was: ich bin es auch.“ \ Sebastian Dreher
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