Von Sebastian Dreher
Die Medien nennen sie oft die „Gitarren-Virtuosin“ – was in zweifacher Hinsicht passt. Zum einen ist Reno Schnell einfach unglaublich gut an den sechs Saiten, zum anderen ist sie mit ihrem langjährigen Bandkollegen und frühen Förderer Peter Sonntag verheiratet. Und der wird schon seit vielen Jahren nicht mehr ohne den Zusatz „Bass-Virtuose“ genannt.
Wenn man sich mit Reno treffen will, versucht man das am besten in ihrem Studio/Proberaum im ehemaligen Luftschutzbunker an der Junkerstraße. Über ein dunkles Treppenhaus geht es vorbei an Fahrrädern, Bierkästen und ausgedienten Schlagzeugen bis in die dritte Etage, wo man in einen erstaunlich hellen und gemütlichen Küchen-Studiobereich kommt. „Hier sind wir sehr oft. Und wenn es schonmal länger wird, kann man sich wohlfühlen und auch mal zurückziehen.“
Mit 15 hatte Reno das erste Mal eine E-Gitarre in der Hand. Sofort wusste sie: Das ist es, das will ich machen. Ein erstes Live-Konzert in der Aula des Stolberger Ritzefeld-Gymnasiums vor 300 Leuten tat sein Übriges. Sie hing den Geigen- und Klavierunterricht an den Nagel und wollte nur noch „frei nach Schnauze“ Musik machen – zum ersten Mal nicht nur nach Noten.
Sehr bald stellte sich heraus, dass sie anders spielte als die anderen, irgendwie nicht nach 08/15-Muster. „Ich wollte keiner typischen Stilistik nacheifern, sondern selbst etwas entwickeln, eigene Geschichten erzählen.“ Auch wenn sie sich dadurch absetzte und schon mal „fehl am Platz“ fühlte, wie sie es ausdrückt.
Mit 17 lernte sie Peter kennen, zwei Jahre später wurden sie ein Paar. Der studierte Kontrabassist war da schon Ende Dreißig, lebte in Trennung und hatte einen Sohn und eine Tochter. Nicht ganz einfach, zumal Reno Peters Frau und die Kinder persönlich kannte. „Doch für mich war das OK. Falls Peter und seine Ex-Frau Probleme hatten, haben sie mich nicht mit reingezogen.“ Sohn Max ist mittlerweile 25 Jahre und spielt mit Reno und Peter in der Band. Und der Altersunterschied, der hat Reno eh nie gestört.
Aber mit dem eigenen Mann zusammen zu arbeiten – sind da nicht Probleme vorprogrammiert? „Zuallererst ist Peter mein musikalischer Partner, und von Anfang an fördern und unterstützen wir uns uneingeschränkt gegenseitig. Im Ringen um die Musik geht es bei uns im Proberaum allerdings sehr intensiv zu“, sagt Reno. Hin und wieder können sich die Beiden auch in die Haare kriegen. „Da kann es durchaus heftig werden. Die anderen Musiker müssen dann schon mal schlucken“, sagt Reno und grinst. Doch es gibt zwei Regeln im Hause Sonntag/Schnell: möglichst Privates und Berufliches trennen und niemals mit Stress ins Bett gehen.
Ansonsten hält Reno gerade die vermeintlichen Gegensätze zwischen den beiden für die Gründe, warum es mit der Musik so gut klappt und sie sich immer weiterentwickelen – sei es mit Final Virus, dem Peter Sonntag Quartett oder Reno Schnell feat. High Voltage Overhead. Bei diesem neuen _Instrumental-Projekt übernimmt Reno mit der Gitarre u.a. auch die Funktion des Gesangs.
„So ganz im Vordergrund zu stehen, ist für mich neu, aber sehr spannend“, sagt Reno. Und was für die Band gilt, gilt auch für die Ehe: „Stillstand wäre das Schlimmste.“ \
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