Vom Busfahrer über den Musiker bis zum ehemaligen Oberbürgermeister: Sebastian Dreher hat sie alle auf der Bank gehabt. Drei Jahre lang. Monat für Monat. Das Besondere: die Treffen verliefen fast nie geschäftlich, sondern ganz privat. Der Geschäftsmann wurde zum normalen Familienvater, das Alemannia-Urgestein wurde zum Leichtathletik-Fan.
Heraus kamen ehrliche und offene Texte. Das gefiel den Lesern und auch seinen Interviewpartnern, die beim Lesen des fertigen Textes häufig staunten. „Einen Artikel, der mich von dieser Seite zeigt, habe ich auch noch nicht gelesen“, war ein häufiges Feedback, gerade von Personen aus dem öffentlichen Leben. „Interessant, aber ungewohnt“, hörte Sebastian fast jedes Mal.
Illustre Banknachbarn
Getroffen hat er Klaus Ulrich, Kurt Malangré, Eric Peters, Hans Poth und viele mehr. Manchmal wurde er nach Hause eingeladen und bekam frisch aufgebrühten Kaffee.
Er saß auf einer Bank in einem alten Zugwagon, mal auf einer Park-, mal auf einer Gartenbank. Ausgefallen war das Treffen an den Hängematten vom Lousberg. Die Bank, die ihm am eindrucksvollsten in Erinnerung blieb, ist die gemütliche Ledersitzecke im Café Kittel. Dort traf er einen altersmilden Kurt Malangré, der die alternative Szenekneipe mit den Jahren zu schätzen gelernt hatte.
Ein wenig mulmig wurde ihm, als der Richter Gerd Nohl an einem stillen, ruhigen Weiher in Kornelimünster erzählte, welche Abartigkeiten ihm in seinem Beruf bereits widerfahren sind.
Termin verpennt?
Ob er gerne noch jemanden getroffen hätte, um ihm eine private Geschichte zu entlocken? „Um den Querschnitt perfekt zu machen, hätte ich mich gerne mit einem Junkie verabredet. Ich habe das bereits zweimal versucht. Allerdings vergeblich.“ Die beiden Abhängigen erschienen nicht zum Treffen: „Wahrscheinlich haben sie den Termin verpennt.“
Ansonsten ist Sebastian Dreher zufrieden mit sich, seinen BankGeheimnissen und der Personenauswahl. Auch nachdem er den Job wechselte und nicht mehr beim Klenkes arbeitete, sondern in der Presseabteilung der RWTH, behielt er das BankGeheimnis in seiner Hand. Zum Glück. Manches Geheimnis hätte ein anderer Autor vermutlich nicht herausgefunden.
Alle BankGeheimnisse gibt es natürlich online auf klenkes.de. \ Kira Wirtz
WEITEREMPFEHLEN