Bei Beyoncé hat man, noch mehr als neulich bei Rihanna, das Gefühl, dass mit dem Sprengen jeder Chartsgrenzen endlich auch die entsprechende künstlerische Freiheit in vollen Zügen genutzt wird.
Ein Konzeptalbum ohne designierte Charts-Single, sondern eine Reise ins Herz einer betrogenen Frau, die, soviel darf man verraten, am Ende der Beziehung noch eine Chance gibt. Und in diesem persönlichen Drama auch noch den Bogen auch zum Schicksal schwarzer Frauen in den US of A der Gegenwart schlägt. Mindestens also der Gegenentwurf zu Marvin Gayes bitterem Scheidungsalbum „Here My Dear“.
Illustre Gäste sorgen für Abwechslung: Mit Jack White geht’s bei „Don’t Hurt Yourself“ in einen rohen Funk-Blues, bei dem Beyoncé fast schon auf Tina Turners Spuren wandelt. Oder der roughe Street Soul von „Freedom“, der Beyoncé an der Seite von Kendrick Lamar so wütend wie selten zeigt.
Eine wilde Reise, über Soul und Gospel geht’s bis Country auf der einen und Trap auf der anderen Seite. Aber immer mit maximaler Intensität. Wie auch der Torch-Song „6 Inch“, der sich mit Hilfe eines Isaac Hayes-Samples in ein auf steter Flamme köchelndes Groove-Monster verwandelt.
Persönlicher Favorit: „Sorry“. Könnte in seinem minimal elektronischen Gewand von einer Neo 80s Band sein, und wird dann doch so catchy und funky, dass der Unterschied zwischen Fan Boy Music und echten Innovatoren noch mal mehr als deutlich wird.
Das hätte alles ein pathetischer Fehlschlag werden können, aber so: Soul ohne jeden Retro-Geschmack auf der Höhe der Zeit. \ kk
(Parkwood Entertainment/Columbia/Sony)
Das Album erscheint am 6.5. als CD/DVD
Bewertung der redaktion
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