Design ist nicht nur etwas, das schön anzusehen ist, sondern Design ist auch eine Lösung für Probleme. Die dickflüssige Nudelsauce bleibt nicht an den Spaghetti haften? Ja dann müssen eben Fussili her. Aber auch die mussten natürlich erst mal designt werden. Der Saft ist zu schwer mit der Hand aus einer Zitrone zu quetschen? Dann bedient man sich einer Zitronenpresse. Aber bitte nicht so eine billige aus Plastik, sondern ein schönes, edles Teil. Eins, das man nicht im Küchenschrank verstecken muss, sondern demonstrativ auf der Arbeitsfläche stehen lässt.
Natürlich gibt es auch Fälle, da ist Design so richtig schief gelaufen. Wer kennt noch die weiße Pepsi? Oder erinnert sich an das Elchtest-Debakel der ersten A-Klasse von Mercedes? Und Design ist eben auch etwas, das es noch nicht gibt. Eine Idee, die erstmal nur auf dem Reißblatt existiert, bald aber schon in der Realität angekommen sein wird. Ein Beispiel: Wie können wir Menschen von der Notwendigkeit überzeugen, sich einen Organspendeausweis zuzulegen? Tja, von der Ideenfindung über das Konzept bis zum fertigen Objekt, findet ein Designprozess statt.
Mehr als ein Trend
Und genau diese vielfältigen Designarten, ihre Entwicklung und ihre speziellen Trendarten können im Designmuseum in Kerkrade bestaunt werden. Auf vier Etagen kann man in den Dauer- und Wechselausstellungen Designs von bekannten Künstlern oder großen Agenturen sowie von studentischen Projekten und Startups sehen. Vieles interaktiv, sprich mit kurzen Filmbeiträgen – natürlich auf Niederländisch, Englisch und Deutsch –, einige Stücke kann man sogar anfassen und in jedem Fall gibt es immer mehr zu entdecken, als das eigentliche Objekt zunächst vermuten lässt.
In der Dauerausstellung „Was ist Design“ bekommt man einen schnellen und guten Überblick über die verschiedenen Designarten, sieht, wie sich ein Design mit dem Trend entwickelt, welche Designs es nicht – und warum nicht – geschafft haben, sich zu etablieren, welche Designarten es gibt und welche Designs uns die Zukunft bringt.
Neu! Neu! Neu!
In der neu eröffneten Ausstellung „Out of Lab“ stellen Designstudenten und Startups ihre Ideen vor. Alle befassen sich mit aktuellen Themen wie Demenz, Nahrungsmittel oder Vernetzung. So sieht man das Unterrichtskonzept „Aan Tafel“. Lehrer sollen damit ihren Schülern spielerisch beibringen können, woher unsere Nahrungsmittel kommen, wie man mit ihnen umgeht und wie man das Wegwerfen von Nahrungsmitteln verhindert.
Eine Etage darunter befindet sich der Raum für die Wechselausstellung. Gerade eröffnet eine Schuhausstellung mit Tragbarem, Untragbarem, Wunderschönem, Absurdem, Gesundheitsförderndem und -schädigendem, biologisch Abbaubarem, Undefinierbarem, noch nie gesehenem und Altbekanntem. Kurz: Ein Traum für jede Frau. Ein Augenzeig für den Mann, der danach vielleicht ein kleines bisschen mehr Verständnis für den Preis mancher Schuhe hat.
Im Paradies
Neben Dauerbrennern wie Modelle von Doc Martens, UGG und Birkenstock stehen Prunkschuhe von Roger Vivier, der schon die Hochzeitsschuhe von Queen Elisabeth II entwarf. Daneben dreht sich das wohl berühmteste blaue Schuhpaar von Manolo Blahnik, das Sarah Jessica Parker in ihrer Paraderolle als Carrie Bradshaw trug. Hinter Glas stehen die Hochzeitsschuhe von Prinzessin Soraya von Persien, Judy Garlands Filmschuhe aus „Der Zauberer von Oz“ – nicht die Roten –, ein paar gigantisch hohe, schon nicht mehr als Schuhe zu identifizierende Objekte des japanischen Designers Noritaka Tatehana, der 2011 bekannt wurde, weil Lady Gaga gleich 14 Paar seiner außergewöhnlichen Kunstwerke orderte.
Und so geht es weiter. Mehr als 100 Schuhe bekannter Designer, etablierter Marken und junger Künstler lassen in der Ausstellung „Heaven or Hell“ den Betrachter beurteilen, in welche Kategorie man den Schuh stecken würde. Natürlich gibt es auch innovative Ideen zu sehen: die ersten 3D-gestrickten Schuhe der Welt, bei deren Herstellung nur exakt so viel Material wie nötig verbraucht wurde, die vollständig recycelbaren Schuhe von Lou Moria, Schuh-Prototyp aus Bananenschalen, ein Konzept der niederländischen Designerin Lotte de Boer.
Und während man sich noch fragt, ob man Schuhe wegen ihrer Form oder Funktion lieber trägt, ob der Pumps schön oder hässlich ist, wird klar: Design ist vielfältig und wandelbar. Und es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen. Öfter! \kw
Cube Design Museum
Museumsplein, Kerkrade
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