Hinter einem gold-glänzenden Vorhang verbirgt sich das verrauchte Wohnzimmer der Künstlerfamilie Rice. Und jede Menge Alkohol. Der Entertainer Archie Rice (Philipp Manuel Rothkopf), Sohn des ehemaligen Music-Hall-Stars Billy Rice (Karl Walter Sprungala), leidet daran, dass die ehemals beliebten Music Halls in England, kaum noch Besucher locken. Sein erfolgloses Künstlerdasein versucht er mit viel Gin und Affären erträglicher zu gestalten.
Seine Frau Phoebe (Marion Bordat), liefern sich tagtäglich Familiengefechte, mal mit dem mürrischen Billy, mal mit ihrer Stieftochter Jean (Luana Bellinghausen). Auch dabei fließt jede Menge Alkohol. Deshalb enden die Streitgespräche oft mit Nervenzusammenbrüchen. Und noch mehr Gin. Sohn Frank Rice (Ognjen Koldzic), arbeitet auch im Showgeschäft. Oder was davon noch übrig ist. Peinliche Auftritte in heruntergekommenen Läden. Der einzige Lichtblick in diesem Familiendrama ist die Hoffnung, die mit der Heimkehr des Sohnes Mick verknüpft ist. Er wird nach einer Kriegsgefangenschaft sehnsüchtig erwartet. Man hofft auf bessere Zeiten. Und ahnt gleichzeitig Schlimmes.
Im Zentrum der Bühne steht eine, auch eher ungewöhnlich für ein Wohnzimmerinventar, knatschige Holzbar. Zu Beginn ist die Stimmung eher trist. Zwischendurch gibt es witzige trunkene Dialoge. Ab der fünften Szene passiert mehr: Der Entertainer Archie, tritt immer mal wieder als der frustrierte und zynische Standup-Comedian mit schlechten Showeinlagen vor das Publikum. Die Bühne ist die Bühne. Das Publikum soll klatschen, wenn ein Pappkarton hochgehalten wird, auf dem „Applaus“ steht.
Nach dem zehnten schlechten Witz wird das recht mühselig, was aber den Effekt hat, die Trostlosigkeit der Figur Archie besser nachzuempfinden. Das Stück wechselt zwischen den scheiternden Showeinlagen von Archie und den immer dramatischer werdenden Wohnzimmerszenen. Die Theater Zuschauer werden dabei zwischendurch als Figur im Stück wahrgenommen.
Trotz kurzfristiger Umbesetzung der Figur Billy Rice, haben alle Schauspieler hervorragend gespielt. Wer die Handlung nicht kennt, bekommt zum Ende hin eine besondere Wendung geboten. Der Inszenierung wurden passende Details hinzugefügt. Wer „Der Entertainer“ im Theater Aachen schauen möchte, darf sich auf einen langen Abend freuen mit Satire und zynischem Humor. Es lohnt sich definitiv, besonders für Liebhaber von britischem Humor. Wenn auch vielleicht etwas zu lang. \ bo
2.,7.,18.+27.4.
„Der Entertainer“
20 Uhr, Kammer, Theater Aachen
KlenkesTickets im Kapuziner Karree
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