Das Flipchart mit der Überschrift „Mietwohnungsbewirtschaftung“ ist voll. „Hotline abschaffen“, „Briefe beantworten“, „Nebenkosten unklar“, „wann Modernisierung??“ sind Aspekte, die mit am häufigsten genannt werden. Eigentlich gibt es vier Themenblöcke zur Bildung von Arbeitsgruppen. In einer Bürgerwerkstatt wollen die Bürger zusammen mit der Stadt Aachen ein Konzept erarbeiten, um die Lebensqualität ihres Viertels zu verbessern.
Wie auch in der Vergangenheit schoss man sich schnell auf die Deutsche Annington, den größten Vermieter im Viertel, ein – in letzter Zeit regten sich die Bürger oft in Abwesenheit der Zuständigen auf, diesmal zeigte die Immobilienfirma Gesicht – in Person des Geschäftsführers Ruhr/Rhein, Joachim Härtling. Der wurde mit Vorwürfen bombardiert.
Kritikpunkte: Erreichbarkeit und Nebenkosten
Die Unerreichbarkeit des Unternehmens war einer der größten Kritikpunkte. Die Bewohner forderten ein Servicebüro vor Ort. Härtling zeigte sich zunächst offen. Auf spätere Nachfrage hin hieß es allerdings, dass man unternehmensintern vom Konzept Service-Hotline überzeugt sei. „Wir haben unser Unternehmen 2009 neu organisiert und ein telefonischer Service mit einer Außendienstorganisation hat unsere Büros vor Ort ersetzt. Nicht jeder Vorgang ist in dieser Phase so schnell bearbeitet worden, wie wir und unsere Mieter es sich gewünscht hätten. Doch inzwischen liegt unsere telefonische Erreichbarkeit bei über 80 Prozent und bis auf Engpässe montagmorgens sind wir für die Mieter besser zu erreichen als vorher.“ Also auch weiterhin kein Büro vor Ort, die kostenpflichtige Service-Hotline ist schließlich auch Teil des Geschäftsmodells.
Ein anderer Schwerpunkt sind die Nebenkostenabrechungen. Bewohner beschwerten sich über Undurchschaubarkeit und Posten, die falsch in Rechung gestellt wurden: Säuberung von Stellplätzen, obschon gar kein Stellplatz vorhanden sei. Härtling ist bewusst, dass das Problem existiert, sieht es aber eher formell. „Es gibt zum Beispiel so genannte Wirtschaftseinheiten. Dieser Begriff wird im öffentlich geförderten Wohnbau verwendet und wir führen daher immer eine große Anzahl von Wohnungen gemeinsam in einer Rechnung auf. Da werden riesige Wassermengen abgerechnet und der Mieter erkennt nicht sofort, welche Menge er verbraucht hat und was er bezahlen muss. Das ist dem Gesetz nach korrekt, aber zugegeben schwer zu verstehen. Dieses Problem haben wir schon mit der Stadt und dem Mieterverein besprochen und wir versuchen, die nächsten Abrechnungen ein wenig verständlicher zu machen.“ Für die Höhe der Nebenkosten sieht er vor allem die teure Fernwärme verantwortlich, er kündigt an, dass dies sich ändern wird, wenn der Vertrag ausläuft. Also wird sich erst mal nichts groß ändern.
Die Deutsche Annington will investieren
In einem weiteren Kritikpunkt heißt es, dass die Annington nicht genug in die Wohnungen investiere. Angebote wie drei Monate mietfrei wohnen, wenn der Mieter bei Einzug selbst renoviert beschleunigen den Verfall, so lautet der Vorwurf. 2010 hat man aber nun begonnen, Wohnungen zu sanieren und vor allem die Wärmedämmung zu verbessern. Die Mieter sehen die Investitionen in 2010 von 1,6 Millionen Euro als Tropfen auf den heißen Stein – aber immerhin als Schritt in die richtige Richtung.
Was bleibt festzuhalten? Positiv kam an, dass Joachim Härtling sich im Preuswald zeigte. Negativ blieb bei den Bürgern hängen, dass er ihre Beschwerden als Einzelfälle sah, die es „bilateral“ zu klären galt.
Die Probleme im Preuswald sind vielfältig. Was in den 70ern als High-End-Wohnen geplant war, funktioniert nicht mehr – und da kann im Prinzip auch eine Immobiliengesellschaft nichts dran ändern. Infrastruktur und Wohnumfeldverbesserung sind Punkte, die in der Bürgerwerkstatt die gleiche Priorität haben müssen. Diese Themen muss die Politik vor Ort anpacken.
Text: Barbara Taxhet
Foto: Sabine Hausmann
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