Hollywood und Babylon – das sind Synonyme: füreinander und für Sittenlosigkeit. Kenneth Angers berühmt-berüchtigte Skandalchronik „Hollywood Babylon“ hat Hollywoods Status als Sündenpfuhl der frühen Filmindustrie ein so genüssliches wie hässliches (und reichlich gehässiges) Denkmal gesetzt.
Einer der darin ausgebreiteten Skandale ist die Affäre Arbuckle, die 1921 begann.
Die Affäre Arbuckle
Auf einer wilden, drogengesättigten Party im Hause des Starkomikers Roscoe „Fatty“ Arbuckle kommt eine junge Frau zu Tode – gewaltsam? Aus der Frage wird ein Verdacht, aus dem Verdacht eine öffentliche Vorverurteilung. Dem bislang so beliebten Tortenwerfer wird – aufgrund dürftiger Indizien, wie sich herausstellt – angelastet, ein Vergewaltiger zu sein. Beweise dafür gibt es nicht, es ist sogar davon auszugehen, dass eine unsaubere Ermittlungsarbeit und noch unsauberere Vertuschungstaktiken einer Wahrheitsfindung in dem Fall entgegenstanden. Arbuckle wurde Jahre später „rehabilitiert“ – Jahre zu spät. Sein Leben war da längst aus dem Tritt gekommen, er war ein beruflich und gesellschaftlich erledigter Mann, 1933 starb er.
Hardboiled Hardy
Christof Weigold, in den 90ern unter anderem Autor für die Harald Schmidt-Show, hat um den Fall -Arbuckle den Plot seines Romans „Der Mann, der nicht mitspielt“ gestrickt: „Hardy Engels erster Fall“ lautet der Untertitel.
Privatdetektiv Engel ist ein harter Hund, was sonst soll ein Typ sein, der, als Nebendarsteller, Statist, Lichtdouble fast unbeschäftigt, sein Glück im Pfuhl Hollywood anderswie zu finden sucht. Dass ihm das nicht gelingt, versteht sich quasi – Engel ist, was „Glück“ angeht, ein klassischer Loser. Den Fall Arbuckle löst er trotzdem, weil er halt auch ein ganz harter Hund ist. Muss er auch sein, anderenfalls hätte er nämlich seine Ermittlungen, die ihm einige Nerven, das Herz sowie andere wichtige Körperteile arg lädieren, nicht überlebt.
Mehr zum Autor
Weigold ist ein sehr erfahrener und sehr erfolgreicher Autor, sein Roman lässt hinsichtlich Plot, Spannungs-bogen, Sprache, Figurenführung nicht zu wünschen übrig. Die Geschichte Hollywoods und die Faktenlage um die Affäre Arbuckle, in die von den abgehängten bis hoch in die ganz -illustren Kreise der Branche viele verwickelt waren, hat er gründlich studiert; der Schärfe seines mit gehörigem Sarkasmus gewürzten -Humors waren die eigenen langjährigen Erfahrungen in der TV- und Filmbranche gewiss nützlich.
Und überhaupt sind Retro-Krimis ja sehr beliebt, auf den Trend setzt „Der Mann …“ perfekt auf. „Für Fans von Sam Spade und Philip Marlowe“, steht im Netz zu lesen. Was so dämlich ist wie amazontypisch, Robbie Williams wird hier, seufz, gern auch „Fans von Frank Sinatra und Dean Martin“ empfohlen. Aber dafür kann Herr Weigold ja nichts.
Der nächste Hardy Engel-Band ist bereits angekündigt, vom Helden höchstselbst. \ Gitta List
Tipp: Christoph Weigold liest im -Rahmen der „8. Aachener Krimitage“ am 1. Oktober um 19 Uhr im Justizzentrum, Adalbertsteinweg 92 (Alter Schwurgerichtssaal).
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