Crash! Boom! Bang!
Für mehr als eine Dekade galt er als der übercoole König des Kultkinos. Spätestens mit „Pulp Fiction“ avancierte Quentin Tarantino zum meist gehätschelten Liebling gelangweilter Feuilletonisten und freudestrahlender Hollywood-Buchhalter gleichermaßen. Doch nun strauchelte der Maestro des Trash. Der jüngste Q-Trip, als „Grindhouse“-Doppelpack zusammen mit „Planet Terror“ von Kumpel Robert Rodriguez gestartet, geriet in den US-Kinos zum Überraschungsflop. Selbst in Cannes wurde Tarantino mit der eigenständigen, verlängerten „Death Proof“-Version fast vom Thron gestoßen. Nicht, weil er seine gewohnte Gewalt-Garantie nun nicht mehr einlösen würde. Das Problem liegt vor allem am schier endlosen Gequatsche, durch das dieses popkulturelle Verweis-Spektakel schon früh an dramaturgischer Fahrt verliert — aller Autoverfolgungsjagd-Action zum Trotz! Die Story ist schnell erzählt: Vier Girlies fahren, vorzugsweise barfuß, im Auto umher oder hängen pausenlos quasselnd in schummrigen Bars ab. Dann kommt Mike, der narbengesichtige Stuntman, der seine umgebaute Karosse als Mordmaschine benutzt — doch der wehleidige Killer hat seine psychopathische Rechnung ohne die abgebrühten Amazonen gemacht.
Eine lässige Hommage an das Car-Crash-Kino der 70er Jahre wollte Tarantino machen. Einige Actionszenen gelingen ihm auch virtuos und das Recycling von „Klapperschlange“ Kurt Russell gehört gleichfalls zu den großen Pluspunkten. Dennoch fällt die Verbeugung vor dem Junkfood-Kino seltsam unoriginell und überraschend langweilig aus. Die Frauenpower besteht den Crashtest nicht überzeugend, ein paar künstliche Kratzer und Schrammen im Bild vermögen den Zeiger auf der Lässigkeitsskala nicht wirklich richtig ausschlagen zu lassen. Für wahre Q-Fans freilich allemal wieder ein Gottesdienst.
Bewertung der redaktion
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