Gewalttätig
Ob „Taxi Driver“, „GoodFellas“ oder „Aviator“: Martin Scorsese ist seit über drei Jahrzehnten für herausragende Originale verantwortlich. Dass er auch etwas von einem gelungenen Remake versteht, hat er 1991 mit „Kap der Angst“ bewiesen. Nun wagt sich der Meisterregisseur mit einer der hochkarätigsten Besetzungen der letzten Jahre an eine US-Version des Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“.
Billy Costigan (zum dritten Mal in Folge bei einem Scorsese-Film dabei: Leonardo DiCaprio) ist der Spross eines Bostoner Verbrecherpapas. Nach dessen Tod wählt er einen anderen Weg und bewirbt sich bei der Polizei. Dort sind die Beamten (Martin Sheen und Mark Wahlberg) damit beschäftigt, den skrupellosen Gangsterboss Costello (Jack Nicholson) unschädlich zu machen. Sie nutzen Billys Vorgeschichte und schleusen ihn in dessen Bande ein. Doch in den polizeilichen Reihen lauert der verräterische und von Costello bereits als Junge protegierte Cop Colin Sullivan (Matt Damon). Als klar wird, dass in beiden Lagern ein Maulwurf steckt, gerät die Situation außer Kontrolle.
Bis zum bleihaltigen Ende bekriegen sich hier Cops und Ganoven bis aufs Blut. Dabei geht es um Herkunft, Macht und männliche Gewaltrituale. Das ist nicht neu, aber immer wieder fesselnd und psychologisch dicht von Scorsese inszeniert. Milchgesicht-Hasser werden mit DiCaprio und Damon trotz ihrer hier bisher härtesten Rollen vermutlich immer noch nicht glücklich werden — über Zweifel an ihren darstellerischen Qualitäten sind die beiden aber längst erhaben. Und Jack Nicholson? Der gibt einmal mehr den personifizierten Teufel, an dem man sich nicht satt sehen kann. Ob ihm die dafür sicherlich anstehende 13. Oscarnominierung Glück bringt, bleibt abzuwarten.
Bewertung der redaktion
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