„Thriller“ von Michael Jackson, den Soundtrack zu „Footloose“ und „Dancing on a ceiling“ von Lionel Ritchie, dazu unzählige Filmmusiken. Künstler unterschiedlichster Stilrichtungen wie Herbie Hancock, Alice Cooper, Barbra Streisand, Diana Ross, Eddie van Halen und sogar Schlager-Veteran Udo Jürgens haben auf den unverwechselbaren Sound des kalifornischen Wunderknaben gesetzt. Spielerisches Können und eine extreme Vielseitigkeit waren Voraussetzung für Lukathers erstaunliche Karriere. Im Interview verrät er uns einiges über Vorbilder, schlechte Auftrittsbedingungen und Freunde in der Not.
17 TOTO-Alben, sechs Solo-Alben, Hunderte weitere Veröffentlichungen – wie viele waren es noch mal?
Streng genommen habe ich in meinen 35 Jahren über 1.500 Aufnahmen produziert, mitgeschrieben oder ausgestaltet. Zudem bin ich jährlich auf Tour gewesen. Es war ein sehr interessantes und cooles Leben, von dem ich jede Minute geliebt habe. Oh, zwei Hochzeiten und vier Kinder gab es auch noch … haha!
Du hast unter anderem mit Michael Jackson, Joe Cocker und Paul McCartney gearbeitet – gibt es eine Erfahrung, die dir besonders am Herzen liegt?
Oh Gott, mit den Legenden und Helden meiner Kindheit zu arbeiten, hab ich mir nicht im Traum ausgemalt. Es ist die Erfüllung eines Lebenstraums, mit den besten Künstlern der Geschichte gearbeitet zu haben. Ich habe jede Menge gelernt und hatte einfach eine geile Zeit!
Wer sind deine Vorbilder? Hast du welche?
Alles begann mit den Beatles, wie bei den meisten Leute in meinem Alter. Als ich mit McCartney und später mit George Harrison spielen durfte, kam es mir total surreal vor. Beatles-Songs mit den Beatles performen? Wenn man mir das als Kind gesagt hätte, wäre ich durchgedreht.
Wann und wieso hast du mit dem Gitarrenspielen angefangen?
Ich war sieben, „Meet the Beatles“ war gerade erschienen und ich habe sie in der Ed Sullivan Show gesehen – das hat mein Leben verändert! Seitdem habe ich nicht mehr zurückgeblickt.
Wenn du ein Solo schreibst: machst du dir erst Gedanken oder spielst du drauf los und „jammst“?
Die meiste Zeit spiele ich einfach nur. Es gibt wenig geschriebene Melodien, mit denen ich gearbeitet habe. Ich lasse mich von der Musik treiben oder tragen oder wie du es nennen willst.
Dein letztes Solo-Album heißt „All’s well that ends well“. Ist es eine Anspielung auf die Wiedervereinigung von TOTO 2010?
Nicht im Geringsten! Es ist ein Zeugnis meines persönlichen Lebens. Einer meiner besten Kindheitsfreunde, Mike Porcaro von TOTO, ist an ALS erkrankt, meine Mutter und andere Freunde sind gestorben, ich wurde geschieden – es waren einige sehr schwere Jahre. Dann kam mein Baby zur Welt, ich habe das Rauchen und das Trinken aufgegeben und lebte sehr gesund. Inzwischen sehe ich wieder das Licht in meinem Leben, ich bin besser in Form, als ich es je war. Doch es war ein langer Weg. Es ist ein reflektierendes und besinnliches Album, und ich bin sehr stolz darauf. TOTO haben wieder zusammengefunden, um Mike Porcaro zu helfen und für ihn da zu sein.
Wirst du auf Burg Wilhelmstein wieder als Trio spielen wie letztes Jahr bei den Leverkusener Jazztagen?
Das war ein grauenhafter Auftritt für mich. Keine Monitore, ich konnte mich selbst nicht singen hören. Als Konsequenz war ich eine Spur neben dem Ton, und als Perfektionist hat mich das total aus der Bahn geworfen. Technische Probleme liegen nicht in meiner Hand und beinträchtigen die Show enorm. Es war traurig, das im Fernsehen mit anzusehen. Ja, die gleiche Band wird mit mir auf der Bühne stehen, alles fantastische Musiker. Unser Roadmanager Micha hat die Veranstaltung vorbereitet, und ich bin sicher, dass es toll wird.
Wirst du Songs aus deinem Solo-Album spielen oder auch einige TOTO-Songs?
TOTO ist ein großer Teil von mir. Ich werde kein „Hold the Line“ oder „Africa“ bringen, aber es gibt andere Hits, die ich spielen werde. Warum auch nicht? Ich versuche, das Vermächtnis von TOTO aufrecht zu erhalten. Die Songs grooven und haben einen besonderen Sound, wenn die Originalbesetzung sie spielt. Ich werde einige Änderungen vornehmen müssen …
Sebastian Dreher / Simone Dengeler (Übers.)
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