„Delikatessen“ ist kein gewöhnliches Theaterstück. Schon vor Betreten des Theatersaals wird dem Publikum ein raffinierter Einstieg geboten: Es strömt nicht in den Zuschauerraum um sogleich mit der Suche nach einem geeigneten Sitz zu beginnen, sondern jeder Gast wird von den als Kellnern kostümierten Schauspielern zum Platz geleitet. So, wie es eben in einem Gastronomiebetrieb der gehobeneren Klasse die Regel ist. Statt auf der Tribüne nehmen die Gäste an einer U-förmig angelegten und aufwändig gedeckten Tafel Platz. Bühnenbildner Frank Rommerskirchen hat Kreativität bewiesen, indem er die Bühne einfach hat verschwinden lassen, eine Schwingtür im hinteren Bereich führt in die Küche, ein Klavier steht an der Wand, sonst nichts außer der gedeckte Tisch.
Der Chefkoch heißt nun seine Gäste willkommen. Jens Eisenbeiser spielt mit viel Authentizität den versnobten und zugleich faszinierenden Maître de Cuisine Robert, der nun aus dem Nähkästchen zu plaudern beginnt. Er kommt ins Schwärmen, wenn er die Parallelen zwischen gutem Essen und Sex erläutern darf. Und das ist dann auch eigentlich der Plot des Stücks: Robert erzählt und erzählt. Über das Essen, das Kochen, über gute und schlechte Küche.
Schweift er zu sehr ab, bekommt er einen Rüffel von seiner Frau. Karen Lauenstein gelingt eine sehr sinnliche Darstellung der Chefkochgattin, mit und mit erfährt man ihre Philosophie bezüglich perfekter Kochkunst. Ihr musikalisches Talent stellt sie bei einer Performance am Piano unter Beweis. Der Sohn der kochenden Eheleute macht das Trio schließlich komplett. Mike Kühne spielt den jungen Rebell Jean-Anthèlme, der sich herrlich düster gegen die Autorität seines Vaters aufzulehnen versucht. Das gesamte Stück wird getragen von diesem Trio, dessen Hauptakteur der Chefkoch Robert ist. Er ist der ?Starkoch? und sucht den direkten Dialog mit dem Publikum. So wird man vom Zuschauer zum Teilnehmer an diesem Stück. Das Brot auf dem Tisch ist keine Requisite, sondern zum Essen da. An der gedeckten Tafel wird auch Wein gereicht. Das Einbeziehen der Zuschauer führt zu einem Spannungsbogen, der während des gesamten Stücks aufrechterhalten bleibt.
Lenka Blaß
bis 14.3., jeweils Do. bis So.
„Delikatessen“
20 Uhr, DAS DA Theater
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