Ich will mich gleich zu Beginn vor denen verneigen, die gerade auch in schweren Zeiten mit ihrem großen persönlichen Einsatz für die Musik in dieser Stadt leben. Egal ob sie DJ, Veranstalter, Clubbesitzer, Musiker und Bands sind, für die Leidenschaft oft der einzige Antrieb ihres Tuns ist. Bedanken aber auch bei allen Klenkes-Lesern und all denen, die 2009 noch auf Konzerte und Partys gegangen sind, bei denen ein musikalisches Programm immer noch mehr ist, als eine lästige Begleiterscheinung beim Flatrate-Saufen. Die — mit oder ohne Alkohol befeuert — immer auf der Suche nach dem endorphinen Kick sind, den der richtige Track im richtigen Moment bescheren kann.
Der Jakobshof hat das erste Jahr mit neuem Team geschafft. Partys von „Madlifted“ über „Vinyl Cuisine“ bis „Funkyporn“ bieten hunderten Feierwütigen eine neue Alternative. Das AZ hat sich zurück in die Clublandschaft gekämpft und ist mit den ersten Dubstep-Partys und dazu konsequenterweise dem dicksten Bass der Stadt, am nächsten am Puls der Zeit. Ansonsten wird auf den hiesigen Floors auf Kontinuität gesetzt. Ob „Popstadl“ im Aoxomoxoa, „EMK“ im Parkside oder zwei Nummern größer die „Massive Tunes“ im Musikbunker und „Small Axe“ im Apollo, es wird unermüdlich ohne Businessplan mit viel Idealismus die eigene Szene bedient, wobei gerade letztere nicht selten mit internationalen Gästen die Spannung hoch halten. Ein bisschen Berlin in Aachen gibt es neu mit der „Freitags Frisch-Party“ im Kopfsülz und alt und stetig innovativ von unserem Vorzeige-Wohnprojekt in der Raststätte.
Auch Kreative wollen sich heimisch fühlen
Leicht ist es oft nicht in unserer Stadt ein lebendiges, kulturelles Umfeld anzubieten. Neben den genervten Nachbarn und der verschwindend geringen Zuschüsse aus dem städtischen Kulturetat, steht der ewige Kampf gegen Politik und Behörden, die noch immer glauben, dass planerische Großprojekte am Stadtrand wie das Starfish neben Fußball und Karneval, nun wirklich genug „pläsier“ für die jungen Leute sein sollte. Dass sich gerade Kreative in so einem Umfeld nicht heimisch fühlen, ist sicher ein nicht zu quantifizierender Wirtschafts- und Imageverlust für die Stadt. Vergleichbare Universitätsstädte wie Münster haben das längst verstanden. In Aachen liegen nun die Hoffnungen auf dem neuen grünen Koalitionspartner, der traditionell etwas mehr für alternative Kultur übrig haben müsste.
Dennoch gab es auch 2009 in der Konzertlandschaft Belebung. Der Musikbunker bietet mit neuer Geschäftsführung im Booking ein breites Programm und endlich wieder Konzerte, für die wir lange nach Köln oder Brüssel fahren mussten. Das Dumont etabliert sich immer mehr zu einer Top-Geheimadresse in der deutschen Jazzszene und erfreut sich bei Musikern wie Publikum außergewöhnlich hoher Beliebtheit. Keine Frage: ein kleines bisschen New York in Aachen! Mit dem Franz kann sich Aachen sogar einer neuen bzw. grunderneuerten Spielstätte erfreuen, in der neben dem momentan noch überwiegenden Comedy-Quatsch sicher auch eine Menge Konzert-Potenzial für die Zukunft schlummert.
Vor die Tür, um was zu erleben
Auch die Popwelt außerhalb der Stadtmauern bleibt nicht stehen. Die Nuller-Jahre sind vorbei und werden wohl rückblickend als Anfang vom Ende der Tonträgerindustrie in die Geschichte eingehen. Schade, aber um wirklich etwas zu erleben, wird man wohl auch in den nächsten Jahren noch vor die Tür gehen müssen.
Wir geben uns weiter Mühe, Euch unsere subjektiven Party- und Konzerthighlights anzukündigen. In diesem Sinne: Weiter geht’s!
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