Man kann sie schon hören, die Nörgler, die Erdmöbel die fehlende (Gossen-)Credibility und entsprechende Wut und Raserei vorwerfen. Denn Pop ist schließlich Ironie oder - wenn’s ganz simpel ausfällt - eben die Bestätigung der herrschenden Verhältnisse. Und (Indie-)Rock, HipHop und Punk das musikalische Äquivalent für Rebelposen, Straßenkämpfer und Fashionhelden. Erdmöbel haben nichts von alledem. Die aktuellen Fotos zu ihrem achten Album weisen sie als mittlerweile mittelalte Herren aus; grau oder lichter das Haar. Markus Berges, Sänger und Lyriker der Band, ist im tatsächlichen Leben Lehrer – das hindert ihn nicht daran, seit vielen Alben Texte zu verfassen, die dich aufgrund ihrer sprachlichen Eleganz und Fantasie einfach umhauen – Pop-Vorbilder deutscher Sprache hat er eigentlich keine, er spielt in einer eigenen Liga. Berges jongliert mit Sprache, seine Texte ergeben nicht immer einen Sinn. Sperrige Wortschöpfungen wie „Silageplane“, „Nordrhein-Westfalen“, „Nothammer/Notklammer“ und „Apfelkitschen“ bringt Berges ohne Probleme in einem einzigen Lied („Emma“) reimend unter. Das flasht bestimmt nicht jeden und damit sind wir beim Stichwort: Erwachsenenmusik. Getragene Blechbläser und Querflöten, Bossa Nova, fern herüberwehender Beatles-Pop, virtuoses Kontrabass-Spiel, Gitarrenglisandi, gedämpftes Klavier in Moll… Das ist Pop in Watte gepackt - dabei ist „Krokus“ noch nicht mal das beste Erdmöbel-Album (Favorit: „Altes Gasthaus Love“), aber das reifste allemal. Markus Berges hat übrigens zeitgleich seinen ersten Roman „Ein langer Brief an September Nowak“ (Rowohlt Berlin) veröffentlicht. Die ersten Rezensionen fallen gut aus.
rm
(Edel)
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