Von Belinda Petri
Die offizielle Eröffnung des neuen Papiermuseums fand am 9. September zeitgleich zum „Tag des offenen Denkmal“ statt. Ein cleverer Schachzug, waren an diesem Sonntag eh schon zahlreiche Kulturbegeisterte und Neugierige unterwegs, die gleich auf einen Sprung vorbeischauten. Volles Haus also an der Wallstraße und im benachbarten Leopold-Hoesch-Museum.
Nach 25 Jahren wurde das Museum – gleich neben dem 2010 von Peter Kulka monolithisch erweiterten Leopold-Hoesch-Museum – architektonisch sowie inhaltlich neustrukturiert. Für die Gestaltung des Museums und seiner Dauerausstellung sind der Kölner Architekt Klaus Hollenbeck und sein Team verantwortlich, die Ausstellungsgestaltung wurde von Projekt 2508 ausgeführt, ebenfalls keine Unbekannten in der rheinischen Kulturwelt.
Architektonisch sticht der moderne Anbau mit seiner außergewöhnlichen Außenfassade, der Bestand und Neubau harmonisch miteinander verbindet und die Anmutung eines ganz neuen Museums verleiht, inmitten der eher schlichten Nachkriegsarchitektur Dürens, hervor. Wie bei einer papierleichten Origami-Figur wird die Architektur durch drei Archetypen des Papiers gestaltet – Faltung, Wasserzeichen und Prägung. Die strahlend weiße, spitz zulaufende Fassade erinnert an gefaltetes Papier und ist mit einem historischen Wasserzeichenmotiv versehen. Auf die Außenwand ist der Schriftzug „Papiermuseum Düren“ in lateinischen Buchstaben und in Braille-Schrift geprägt. Über dem Eingang wird die erhabene Inschrift wahrscheinlich nie ertastet werden, sie verweist aber auf die Bedeutung Dürens als „Stadt der Blinden“ und verdeutlicht den inklusiven Ansatz: Es gibt zahlreiche Angebote für Menschen mit Einschränkungen und speziellen Bedürfnissen, so können Sehbehinderte und Blinde selbstständig einen Basisrundgang durch die Ausstellung machen.
Die Ausstellung umfasst die fünf Themenbereiche „Geschichten – Wie das Papier uns alle prägte“, „Wertschöpfung – Von der Faser zum Papier“, „Visionen – Ein universeller Werkstoff“, „Ordnung – Gesellschaften strukturieren sich“ und „Künste – Ausdruck auf und aus Papier“. Am Beispiel der Hamburger Elbphilharmonie wird beispielsweise gezeigt, wie Papier als moderner Baustoff genutzt werden kann, denn die sogenannte „Weiße Haut“ des Konzerthauses besteht aus Naturgips und Altpapier. Das große Interesse zur Museumseröffnung lässt hoffen, dass die ewig unterschätzte Stadt Düren endlich ihren Platz in der euregionalen Kulturlandschaft findet – der Werkstoff Papier bietet auf jeden Fall ausreichend Stoff für spannende Geschichten und faszinierende Kunstwerke wie das fragil zerknüllte und gefärbte Xuan-Papier von Hu You Ben (2005).
Papiermuseum
Wallstraße 2-8, 52349 Düren
www.papiermuseum-dueren.de
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