In unserer Reihe FamilienBande besucht Klenkes-Autor Sebastian Dreher Aachener Familienunternehmen und lässt sich ihre Geschichten erzählen – von Erfolgen, Niederlagen, geheimen Wünschen und ihrem Stellenwert in der Stadt.
„Ich erinnere mich noch genau, wenn der Lastwagen der Heidelberger Kofferfabrik ankam und die ganzen Pakete brachte. Kisten über Kisten, Hunderte von Koffern, jeder in Papier eingeschlagen. Da wurden natürlich alle Hände gebraucht, um die Pakete von der Straße wegzubekommen und ins Lager zu räumen. Das waren meine ersten Tätigkeiten im Unternehmen.
Damals wohnten wir über dem Geschäft, ich konnte also direkt nach der Schule – nachdem ich meine Hausaufgaben gemacht hatte natürlich – im Laden helfen. Und das wollte ich auch, ich fand es ungeheuer spannend. Bei meiner jüngeren Schwester war es genauso, sie hat auch schon als Kind mitgeholfen. Irgendwann – ohne dass ich einen genauen Zeitpunkt nennen könnte – gehörte ich mit zum Personal, wurde von Kunden angesprochen, habe beraten und verkauft. Obwohl die ganze Familie am Geschäft beteiligt war, konnten wir regelmäßig in den Urlaub fahren. Na ja, fast alle: Mein Vater ist meistens in Aachen geblieben und hat den Laden weitergeführt. Nach dem Abitur habe ich an der RWTH Aachen BWL studiert und nebenbei im Geschäft gearbeitet, quasi als studentischer Nebenjob.
Zu Zeiten meiner Großeltern gab es in der ersten Etage noch eine Werkstatt für Reparaturen, aber auch für spezielle Anfertigungen, etwa die Aktentaschen für die Mitarbeiter von Talbot. Vorweihnachtszeit, Schulbeginn und Sommerferien waren immer unsere Hochphasen. Damals war es noch nicht üblich, dass sich die Kinder ihre Schulranzen selbst aussuchen – das wurde von den Eltern bestimmt. Übrigens: Die bekannten Tornister der Firma Scout wurden ungefähr 1974 eingeführt, vorher waren Ledertaschen gängig. Aber ob Tasche oder Tornister, früher oder heutzutage: Kinder, die ihre erste Schultasche bekommen, freuen sich immer über alle Maßen, sie sind einfach die glücklichsten Kunden. Und sie machen uns Verkäufer mit ihrer Freude ebenso glücklich.
Seit 2002 führe ich mit meiner Schwester Beatrix Ohn das Unternehmen, unsere Eltern arbeiten auch hier und manchmal unterstützt uns meine Frau ebenfalls. Und wir alle lieben unseren Beruf. Umso mehr freut es mich, dass meine Tochter auch Interesse am Geschäft zeigt und regelmäßig mithilft. Mein Sohn ist erst 13 Jahre – er hat noch ein bisschen Zeit, sich zu entscheiden.“ \
Lederwaren Schmitz
Kapuzinergraben 40
52062 Aachen
Mo-Sa 9.30-19 Uhr
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