Der Wiener Schriftsteller und Essayist Robert Menasse ist als Romancier („Die Hauptstadt“) und sensibler Beobachter des Zeitgeists in der europäischen Gesellschaft ein Glücksfall. Die Jury würdigte in ihrer Begründung das Gesamtwerk des Autors und dessen konkrete Vision einer „konsequent Währung, Wirtschaft und Politik einschließenden Europäischen Union.“ Menasse setze sich in seinen Essays verstärkt für eine gesamteuropäische Idee ein und stelle sich entschieden gegen nationale Interessen. Gerade in der heutigen Zeit, mit dem Aufschwung von nationalistischen Bewegungen in ganz Europa, sei eine entschiedene Stimme wie die des Österreichers besonders wertvoll.
Nachdem Menasse am gestrigen Sonntag vor 250 Gästen im Aachener Ludwig Forum den Walter-Hasenclever-Preis aus den Händen der Vorsitzenden der Hasenclever-Gesellschaft, Barbara Schommers-Kretschmer, und dem Oberbürgermeister Marcel Philipp entgegengenommen hatte, setzte er zu einer außergewöhnlichen und ergreifenden Dankesrede an. Er lebe nicht in „der Welt“, er lebe in Europa, einem Teil der freien Welt. „Was wir in der freien Welt alle teilen, sind unsere Werte. Wir sind der Teil der Welt, der sich der Menschenrechte verpflichtet hat. Darum ist die Menschenrechtscharta auch Grundlage der Europäischen Verfassung.“
Menasse macht sich offenbar große Sorgen um diese Werte, während seiner emotionalen Rede traten ihm Tränen in die Augen, er war sichtlich aufgewühlt. Nicht minder berührt von seiner Rede gab es zum Schluß lang anhaltendes Standing Ovation vom anwesenden Publikum.
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