Von Kira Wirtz
Wer den gut bezahlten Managerposten will, muss dafür kämpfen. Mit allen Mitteln. So zumindest scheint es bei der Firma Dekia üblich zu sein. Vier Bewerber haben sich zur Endrunde eines Auswahlverfahrens für eine äußerst attraktive Stelle eingefunden. Sie werden mit verschiedenen Bewerbungssituationen konfrontiert: Es gilt, unterschiedliche Aufgaben zu lösen, wobei die vier ganz auf sich gestellt sind, ohne zu wissen, was von ihnen erwartet wird. Auch ihr Privatleben wird ausgeleuchtet. Bald kommt Misstrauen auf, denn einer von ihnen könnte ein Vertreter der Personalabteilung sein…
Mona Creutzer, Anna Scholten, Oliver Matthiae und Matthias Fuhrmeister spielen die vier Bewerber, die schnieke zurecht gemacht in Business-Klamotten auf der Bühne im Theater K alle Register ziehen, um sich gegen die Mitstreiter durchzusetzen. Sie sitzen in einem kargen Besprechungsraum mit tiefer Decke und grellem Licht rings um einen großen Tisch. Sie alle warten auf die nächste Aufgabe.
Die Aufgabe
Plötzlich ertönt ein Geräusch und in der Wand hinter ihnen öffnet sich eine Klappe. Und dort liegt ein verschlossener Brief, vier Hüte und ein Zettel. Eine der vier Personen liest vor: „Setzten sie sich jeder einen Hut auf und öffnen sie erst dann den Brief mit der Aufgabe.“ Widerstrebend setzt sich jeder eine Kopfbedeckung auf und es kann losgehen.
Die Hüte stehen für verschiedenen Berufe: Ein Politiker, ein Clown, ein Bischof und ein Torero. Jeder Kandidat soll nun in seine Rolle schlüpfen und erläutern, warum er es wert ist, bei einem Flugzeugabsturz den einzigen Fallschirm zu bekommen. Unmut kommt auf. Einer nörgelt: „Ich finde das surreal!“ Ein Anderer findet Gefallen: „Also ich finde das toll, so was habe ich in einem Training schon mal gemacht.“ Wieder einer will es einfach hinter sich bringen: „Ach bitte, überlegen wir nicht länger. Fangen wir endlich an.“
Man einigt sich, die Aufgabe nicht zu hinterfragen, und jeder beginnt zu argumentieren, warum gerade er die wichtigste Person auf der Welt ist.
Big Brother is watching you
Es erscheint dem Besucher absurd, was sich da in dem kleinen Raum abspielt. Erwachsene Menschen mit Kinderhüten auf dem Kopf, die völlig ernst versuchen, ihren Mitstreitern zu erklären, warum z.B. die Rettung eines Clowns wichtiger ist als die Rettung eines Politikers. Lacht man gerade noch über den Politiker, der in typischer „Merkel-Pose“ auf die anderen einredet, tauchen im Laufe der Szene Fragen auf: Wie weit darf man für einen Job gehen? Kann es einen so tollen Posten geben, dass man sich dafür zum Affen macht?
Dabei beobachtet man die vier fast voyeuristisch. Es hat etwas von Big Brother. Regisseur Sebastian Jacobs: „Ich wünsche mir, dass die Zuschauer mitraten und mitfiebern, wie sie sich in solch einer Situation verhalten würden. Sie beobachten die vier, die wie in einem Goldfischglas präsentiert werden. Ich hoffe, dass der enge Spielbereich dazu beiträgt.“
Auf der Bühne des Theater K ist ein eigener, kleiner Raum geschaffen worden, in dem das Geschehen stattfindet und aus dem die Darsteller nicht ausbrechen. Die Decke hängt dicht über ihren Köpfen, das Publikum sitzt von drei Seiten um das Geschehen herum.
So fühlt man sich als Zuschauer wie ein kleiner Beobachter, lacht schadenfroh, wenn sich einer zum Gespött macht und schließt vor Scham die Augen, wenn man merkt, wie schnell man selber in solch einer Situation enden kann. Geschrieben wurde das Stück 2003 von dem spanischen Theater- und Drehbuchautor Jordi Galceran. Seit der Uraufführung in Spanien 2003 avancierte die „Grönholm-Methode“ zum Erfolgsstück, das viel darüber aussagt, wie Menschen alle Würde verlieren, um einen Job zu bekommen. ///
„Die Gröhnholm-Methode“
26.10. (Premiere)
2., 3., 7., 11., 16., 17, 21., 23., 24. + 28.11.
20 Uhr (So 18 Uhr), Theater K
WEITEREMPFEHLEN