Die Nebelmaschine hüllt den kargen Raum in weißen Rauch, ein bunter Flittervorhang ist die einzige Bühnendekoration. In den Nebelschwaden betritt Oma Gabi aka Bruder Hildegart den Raum, um mit Hilfe anderer Monster den neugierigen, durchaus aufdringlichen Menschen davon abzuhalten die Monsterwelt zu betreten. Sie kann die Zeit stoppen und prima lügen, lebt in einem Paralleluniversum und wirft dem tapsig-naiven Menschen (Thomas Hamm, Ensemble Theater Aachen) vor, dass viele der menschlichen Regeln unlogisch wie Mathe in der Schule seien. Dass ihr kleinwüchsiger Begleiter Feurio den Menschen schließlich gestenreich in die Flucht treibt, wird vom Publikum mit Gekicher goutiert. Je absurder die Szene, desto größer das Gelächter nicht nur beim jugendlichen Publikum. Mit Ironman, Dead Bird, dem Blutroten Teufel, dem Falschen Fuffy und dem Schattenfresser wird das Stück zu einem rasanten Parcours durch die Szenen, in denen die Monster, mal nett und freundlich, mal gruselig und kämpferisch, immer wieder auf die Menschen treffen und ihnen entweder helfen oder sie gleich fressen wollen. So hanebüchen die Handlung klingt, so kreativ wurde das Stück beim mixed abled Theaterprojekt von und mit Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren umgesetzt. „Magic Monsters“ ist eine Kooperation des Theaters Aachen mit der Offenen Tür D-Hof, der Schule am Rödgerbach und dem Theater SoSH: Seit August sind 15 Jugendliche mit den Profis aus dem Theater – Maskenbildnern, Kostümschneidern, Technikern und Mitgliedern des Ensembles – dabei, ihre Monster zu kreieren, ihnen Gestalt zu verleihen und die jeweiligen Geschichten zu erfinden. Neben zwei Aufführungen im November wird im Januar 2024 die dritte Phase abgeschlossen und vorgestellt. Inwieweit sich dann die „Magic Monsters“ weiterentwickeln, ob sie sich anfreunden oder bekämpfen, ist noch offen. Für Simone Jansen, stellvertretende Leiterin des D-Hof, ist bereits der Premierenabend ein voller Erfolg, die meisten Jugendlichen hatten bis dato keine Theatererfahrung, nun stehen sie selbstbewusst vor Publikum auf der Bühne und sprechen die Texte, die aus dem Off vorgegeben werden, nach. Da sorgt mitunter für eine eigene Dynamik, da die Zuschauer der Handlung einen Moment voraus zu sein scheinen, dann aber wieder durch unvorhergesehene Wendungen überrascht werden. So muss der Mensch (Petya Alabozova, ebenfalls Theater Aachen) beim Festmahl der Monster zunächst um sein Leben fürchten, stehen doch unter anderem geröstete Menschenaugen auf dem Menüplan, bevor sich der gefürchtete Schattenfresser überzeugen lässt und mit einem lapidaren „Okay“ friedlich an der Tafel Platz nimmt, während der Mensch an einem großen Knochen nagen darf. Monster gut, alles gut! bep
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