Von Richard Mariaux
Señor Torpedo haben die diversen Corona-Lockdowns produktiv genutzt und ein neues Album aufgenommen. Das stellen sie mit vielen Bühnengästen am 23. Oktober im Musikbunker vor.
Auf meine Frage, wann das letzte Señor Torpedo-Konzert stattgefunden habe, muss Schlagzeuger Andy Reinard kurz nachdenken. „Oh ja, zuletzt haben wir 2019? m Spätsommer vor Hellmut Hattler im Kennedypark gespielt.“ Live war man also mehr als zwei Jahre im Standby-Modus, aber der Schlagzeuger blieb stets ein aktiver Dreh- und Angelpunkt in der Band. Er nahm Kontakt mit dem Aachener Promoter und Label-Inhaber („rent a dog“) Ulli Rattay auf, ob dieser nicht Lust hätte, das kommende Album der Aachener Electroband zu veröffentlichen. „Der Andy sprach mich an. Ich hab‘s mir angehört und ich habe spontan ,Ja‘ gesagt. Ich mache das, was mir gefällt gerne mit Leuten, mit denen ich zusammenarbeite“, sagt Ulli Rattay. „Wir kennen uns über mehrere Ecken schon länger,“ sagt Andy, „wir wissen gegenseitig, was wir so machen, haben Respekt voreinander. Wir wollten für die neue Produktion natürlich ein richtiges Label, damit die Platte über einen Vertrieb (Alive) auch überall zu haben ist.“
Dass Señor Torpedo 2021 auch ihr 20-jähriges Bandjubiläum feiern, interessiert die Band eher weniger und sieht die Veröffentlichung ihres Album nicht in diesem Kontext. Manche Aachener wird diese Zahl eher elektrisieren, denn die Fan-Base war beinahe von Beginn an unglaublich hoch – Torpedo-Weekender mit mehr als 1.000 Besuchern, Konzerte open air im Elisengarten oder Kapuziner Karree mit mehr als 2.000?Zuschauern, waren keine Seltenheit. Was dancefloor-kompatible Livemusik einer tight aufspielenden Band mit wechselnden Sängerinnen und Sängern anging, setzten Señor Torpedo Maßstäbe weit über die Stadt hinaus – auch Konzerte in Istanbul, Madrid, auf der Love Parade in Berlin oder Brüssel gehörten dazu.
„In den letzten Jahren hat sich die Band eigentlich eher um Grundrauschen gedreht“, sagt Andy, „doch wir hatten einfach Bock, nochmal eine Señor Torpedo-Platte als eine Art Neustart zu machen.“ Grundrauschen sind Bassist Thomas Palenberg, Keyboarder Oliver Walczak und Schlagzeuger Andy Reinard, die vor Corona mehr Gigs mit dem Torpedo-Ableger absolvierten. Dieses Trio ist auch das Zugpferd bei Señor Torpedo – hinzu kommt noch Perkussionist Timo von Wirth. Andy: „Wir vier waren immer eine Band, die mit verschiedenen Sängerinnen und Sängern gearbeitet hat. Das hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren so etabliert, dass wir die Songs schreiben, uns um alles kümmern. Der Klaus (Niessen) kam irgendwann als Sänger dazu, die Steffi (Zamagna) hat die Iris (Romen) abgelöst, vor zehn Jahren haben wir auch schon mal den Raphael (Stein) für die Vocals dazu genommen.“ Gemeinsam sind sie alle in verschiedenen Tracks auf dem neuen Album „Army Of Beauties“ zu hören. Ein weiterer Gast ist Trompeter Christoph Titz (der auch schon auf dem ersten Señor Torpedo-Album „Through Night Scenes“ 2002 dabei war).
Natürlich hat sich der Sound von Señor Torpedo über die Zeit verändert. Vom leicht Latin-haften Groove der Frühzeit ging es über die Jahre in eine mehr techno-sierte Variante über: groovende Soundteppiche mit Sequencer, Korg- und Roland-Synthesizern, treibende Elektro-Drums, pumpende Basslinien, wirbelnde Conga-Patterns und manchmal ein paar funky Gitarrenlicks bilden das Gerüst für die wechselnden Stimmen, die aus der Acid-Sause den einen oder anderen Ohrwurm herausarbeiten. Wie zum Beispiel auf ihrer neuen Single „Losing Colours“, die exemplarisch für den Torpedo-Sound das Beste zweier Welten abbildet: Groove is in the Heart.
Kurz vor den zwischenzeitlich geschlossenen Grenzen zwischen Belgien und Deutschland schaffen sie es im letzten Jahr für zehn Tage in ein kleines Studio nach Waimes in den Ardennen. Andy und Thomas reisten anschließend zum Abmischen nach Berlin. Es war eine seltsame Situation in der Party-Welthauptstadt. Alles war geschlossen, das zu den Tritonus Studios fußläufig gelegene Hotel war weitestgehend verwaist. Gemeinsam mischte und masterte man mit Moritz Enders (Casper/Kraftclub) die Tracks von „Army of Beauties“. Am Freitag, den 15. Oktober erscheint nun das Album – digital, auf Vinyl und CD. \
Zum aktuellen Titeltrack „Army Of Beauties“ geht es hier.
Die Torpedos
Als Sänger sind Stephanie Zamagna, Nikolaus Niessen und Raphael Stein dabei. Christoph Titz ist am Samstag Special Guest und es wird auch noch 1 bis 2 weitere Gäste geben. Dazu: Visuals & Aftershow Party.
Der Dance-Produzent Mousse T. („Sex Bomb“) remixte einen Torpedo-Track wie ebenso die gesamte Gruppe als Backingband für Dee Phazz-Sängerin Pat Appleton spielte. Vor allen Dingen hatte Andy Reinard in den Jahren viele Engagements – von der Band Girls in Hawaii über den Rapper Chakuza bis hin zur Aachener Beatles-Tribute-Band Ringo.\
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