Anfang 2021 begann Christoph Titz wieder Songs zu schreiben. Die zwei Jahre der Pandemie setzten ihm ebenso zu, wie wohl allen Musikern ohne Auftritte und der Möglichkeit, neue Veröffentlichungen einzuspielen. In den Liner Notes zum neuen Album schreibt er: „Ich hatte auch viel Zeit, mich mit meinem Instrument auseinanderzusetzen. Wieder richtig eintauchen und lernen, ohne jeden Tag in irgendeinem Kontext stehen zu müssen. Aber auch traurig, nicht täglich funktionieren zu dürfen oder zu können.“
Obwohl seine Band im Lockdown auf ein Trio geschrumpft ist, ist die kommende Tourneebesetzung ein Quartett mit Volker Meitz (Keyboards), Thomi Jordy (Bass) und Alfonso Garrido (Drums, Percussion) und Thomas Büchel, ehemaliger Gitarrist in der alten Besetzung, spielt auch auf Volume 2 des Albums mit.
Volume 2? Ja, das neue Titz-Album „Walking The Corner“ ist ein Doppelalbum. Zumindest als CD, die der Aachener Trompeter für die kommenden Gigs – auch am 1. April in Eupen – vorerst ganz exklusiv mit im Gepäck hat. Hier haben alle Konzertbesucher einen Vorsprung, denn die Veröffentlichung auf den Streaming-Portalen und als Download gibt es dann zu einem späteren Zeitpunkt als getrennte Volume 1 (grün) sowie Volume 2 mit einem roten Cover.
Die Auszeit der Pandemie hat Christoph Titz wieder näher an seine Jazzwurzeln geführt. Das bleibt als erster Eindruck beim Hören der achtzehn Titel. „Steppin Out“ mit seinem frei akzentuierten Spiel auf der Trompete, geerdet von Bass und Schlagzeug, steht in einer Tradition der großen Meister aus der Be Bop/Hard Bop-Ära. Aber auch die immer wieder aufblitzende Funkyness, die von Alfonso Garridos Percussionspiel hörbare Nähe zu Latin und Bossa bleibt ein wichtiges Partikel im Soundkosmos des Christoph Titz Quartetts. Im aktuellen Titeltrack stellen groovende Drums-Pattern, Percussion und flächige Keyboardakkorde das Fundament zu seinen solistischen Ausflügen; es gibt Balladen (z.B. „Hide Oneself“ im gemeinsamen Spiel mit Thomas Büchel wie einst Miles in der January 1987 Band mit Hiram Bullock), die die Wehmut triggern. Das knapp neunminütige „The Long Now“ verbleibt in schwebendem Zustand mit fast orchestral-spacigen Keyboardsounds, einer hallenden Snare-Drum und über allem die Trompete als Geschichtenerzähler, die in weite Fernen reist und luftige Höhen erklimmt. rm
1.4.
Christoph Titz Band
20 Uhr, Jünglingshaus, Eupen
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