Ob Huhn oder Ei zuerst war bleibt offen, aber die weltweite Domestizierung dieses Haustieres ging von Nepal aus, wohin man zumindest heute noch das Urhuhn genetisch rückverfolgen kann. Wer so etwas tut, ist der niederländische Züchter und Wissenschaftler Koen van Mechelen, der die Kunst als Medium seiner Botschaft von der hier beginnenden Zuchtlinie bis in die verschiedenen globalen Hühnerformen nutzt. Als Ergebnis wurde im IKOB ein leicht labyrinthischer Käfigkomplex installiert, der eine handwerklich sorgfältige Ausführung mit klinisch sachlichen Wirkung von Inkubationskörpern, und rot leuchtenden Temperaturangabeninstrumentarium verbindet. Während man sich durch die Stalldrahttüren und die Sackgassengänge fädelt mag man ein wenig Gefängnisatmosphäre wittern, aber die Hochglanzfotos von Hühenerindividuen unterschiedlicher Verwandtschaftslinien führen vom Tierschutz weg zur künstlich geschaffenen Zuchtwahl und der Nutzungstrennung in essbare und reduzierbare Hähne und in Legebatteriebetriebene Hühner. Eiermassen als Ergebnisse dieser Entmündigung füllen den Boden eines Stalls. Die Einbringung einer solchen Installation ins Kunstumfeld mag den Umgang mit Hühnern als dreidimensionale wissenschaftliche Illustration anders in den Fokus rücken, als es eine wissenschaftliche Publikation kann, aber dieser Denkanstoss befragt auch die Grenzzonen eines ästhetische Reizes und die Erwartungen an Kunstpräsentation.
Text: Dirk Tölke
bis 29.5.
Koen van Mechelen
Cosmopolitan Chicken – Breaking the Cage
IKOB Museum für zeitgenössische Kunst Eupen
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