Von Sebastian Dreher
„1987 hätte sich keiner träumen lassen, das mal professionell zu machen“, sagt DAS DA-Intendant Tom Hirtz über seine Schulzeit im Geschwister-Scholl-Gymnasium, als er und einige andere theaterbegeisterte Mitschüler sich dranmachten, ihr erstes Stück zu inszenieren.
Doch wie es manchmal so kommt, wurde „Der letzte Raum“ von Graham Greene ein Erfolg und holte beim Landesschülerwettbewerb Nordrhein-Westfalen den ersten Platz.
Aber erst nach Abitur und Zivildienstzeit, als die bange Frage nach seinem weiteren Werdegang im Raum stand, überlegte Hirtz ernsthaft, ob er seine Leidenschaft nicht zum Beruf machen könnte.
Von der Aula in die Burg
1989 fing er am Aachener Stadttheater eine Ausbildung an und schrieb sich für Germanistik, Soziologie und Politologie an der RWTH ein. Parallel führte er das DAS DA-Projekt weiter – und das ziemlich engagiert.
Während etwa Arthur Millers „Hexenjagd“ noch in der Schulaula stattfand, konnte für Shakespeares „Maß für Maß“ ein spektakulärerer Veranstaltungsort gefunden werden: die Burg Frankenberg. Bis heute finden dort jährlich Open-Air-Aufführungen statt.
Ex-Wurstfabrik: das eigene Theater
Doch diese Dreifachbelastung wurde irgendwann zu viel. „Ich bin mehr der Praktiker“, so Hirtz über sich. Und die Praxis gab es nicht an der Universität sondern im Theaterraum – Beleuchtung, Dramaturgie, Regiearbeit, aber auch Organisation und Buchhaltung.
Anfang der 90er war für Hirtz klar: er wollte sein eigenes Theater mit eigenem Haus. Fündig wurde er in einer ehemaligen Wurstfabrik an der Liebigstraße. „Damals war hier nichts, aber das Gebäude hatte Charme, 50er-Jahre-Industrieatmosphäre.“
Im Theaterraum, wo sich heutzutage das Foyer befindet, waren Fliesen an den Wänden, am Boden gab es Abflüsse für die Fleischabfälle.
Elterlicher Pack-an
Während andere Eltern angesichts solch eines Projektes die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätten, packten die von Hirtz kräftig mit an. Sein Vater, ein Ingenieur, der sich auf Elektrik verstand, leitete die Umbauarbeiten.
Der Keller war nass, es musste eine Drainage gelegt, Toiletten installiert und Bühnen gebaut werden. Seine Mutter half an der Kasse und bei sonstigen Aufgaben.
Strukturen eines professionellen Theaters
Von den Mitarbeitern war Hirtz der einzige, der zu der Zeit einen professionellen Background hatte. Und er schaffte es, die Struktur eines professionellen Theaters auf das DAS DA-Modell zu übertragen – ein großer Unterschied zu anderen freien Theatergruppen.
„Ich habe anfangs 850 Mark verdient“, sagt er. „Aber als kleines Theater arbeitet man eben immer an der Kante.“
Schauspielernde Pressesprecher
Und der Erfolg entschädigte für die Mühen. Die Premiere im eigenen Haus war am 17.2.1994 mit „Antigone“.
Neben der Hauptdarstellerin Anja Mathar, die nach wie vor zum DAS DA-Team gehört, spielten auch Gründungsmitglied und heutiger Stadtsprecher Bernd Büttgens sowie STAWAG-Pressesprecherin Corinna Bürgerhausen mit.
Wichtiges Standbein: Kindertheater
Bereits zwei Jahre vorher wurde die Idee des mobilen Kindertheaters geboren – und bis heute weiterentwickelt. Zwei Teams mit eigenem Bühnenequipment sind dienstags bis freitags unterwegs, um in Schulen und Kindergärten Kinder für das Theater zu begeistern.
„Mit diesen Aufführungen erreichen wir Kinder, die wegen ihres sozialen Umfelds wahrscheinlich nie mit Theater in Berührung gekommen wären“, erklärt Hirtz das Konzept, das für das DAS DA-Theater zu einem wichtigen Bereich geworden ist.
„Mittlerweile machen die Kinderstücke zwei Drittel unserer Vorstellungen aus.“\
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