Kühl schrillt die Gitarre, während der Bass sie vor sich hertreibt. Über das stampfende Schlagzeug hinweg breitet eine sonore Stimme vergleichsweise Düsteres aus. Moment mal, haben Joy Division und Wire zu Beginn der 80er mal zusammen ein paar Aufnahmen gemacht? Lost Tapes? Sind die Bänder von damals etwa wieder aufgetaucht?
Nein, hinter Lost Tapes verbirgt sich eine Aachener Band, gegründet von vier Herren, die in Sachen Punk, Indie und Noise schon einiges erlebt haben. „Irgendwann hat dann jeder für sich festgestellt, dass Bands wie Joy Division oder Wire nicht schlechter geworden sind, seit wir sie vor gut 30 Jahren zum ersten Mal gehört haben“, erzählt Sänger Alex.
Und so entpuppt sich das, was beim ersten Hören wie ein vergessenes Stück 1980 klingt, als eine ordentliche Portion 2017. Die Verbindung zwischen damaliger Düsternis und heutigem Dampf macht aus den Lost Tapes weit mehr als eine klangliche Zeitmaschine. Diese vergleichsweise schroffe Version des Postpunk ist vollkommen zeitgemäß.
Vielleicht, weil für kühl-schrille Gitarren und sonore Dystopien einfach auch wieder die Zeit gekommen ist. Das selbstbetitelte Debüt der Lost Tapes gibt es in zwei Formaten: Vinyl und Download. Noch so eine Verbindung zwischen 1980 und 2017. \ rm
The Lost Tapes – s/t
Rockstar Records
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