Eva Milner und ihr sechs Jahre älterer Bruder Philipp halten sich nicht lange mit biographischen Eckdaten auf: In einer Hamburger Kneipe soll einst das Projekt Hundreds ins Leben gerufen worden sein – das muss auch schon an Informationen reichen, findet Eva: „Viele Künstler machen das sicher anders und fotografieren ihr Mittagessen. Also, teilen alles. Was sie beschäftigt, was sie sehen und so weiter. Ich finde, dadurch werden die Informationen sehr inflationär.“
So räumen die beiden automatisch ihren Songs mehr Platz ein, was durchaus Berechtigung hat, durchbrachen die Geschwister doch bereits mit ihrem Debüt „Hundreds“ im Jahre 2010 die Strukturen konventioneller Popmusik und fielen sie mit ungewöhnlichen Arrangements auf. Die Arbeitsaufteilung gestaltet sich bei Hundreds wie folgt: Philipp Milner bedient Synthesizer, Piano und Laptop; Schwester Eva steuert die Texte bei, singt und verzaubert auch schonmal mit Autoharp oder Glockenspiel. Und wo kommen die Ideen her?
„Wenn man Samples bearbeitet, dann stolpert man irgendwann über sie. Man fängt an, damit zu spielen und plötzlich ist ein Lied fertig“, so Philipp Milner. Nach dem selbstbetitelten Erstling nahm man sich Zeit, werkelte im Studio an neuen Stücken und präsentierte zwischenzeitlich als Appetizer das Remixalbum „Variations“.
Dann aber „Aftermath“, das schwierige zweite Album: Die elektronischen Klangkaskaden blieben, doch es wurde zunehmend dunkler und dramatischer. „Pop-Noir“ lautete da der Stempel, und Hundreds öffneten sich mehr und mehr, sodass spätestens mit dem dritten Werk „Wilderness“ inhaltlich das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Mensch und Natur klanglich durchleuchtet wurde.
Vielschichtig, unkonventionell, geheimnisvoll – Hundreds sind ein großes, spannendes Versprechen. Was jedoch jetzt bereits klar ist: Das Hauptgebäude der RWTH Aachen wird dem brachialen Werk der Milners den perfekten Rahmen geben. \ rt
9.6.
Im Rahmen des Kulturfestivals X:
Hundreds: „Tame the Noise Akustik Show“
20 Uhr, RWTH Aachen Hauptgebäude, Aula 1
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