Trotz der unverhohlenen Rock-Lagerzugehörigkeit beweist die Band aus New Jersey, dass auch in diesem alten Tümpel noch ein paar Goldstücke zu finden sind.
Im ollen und anscheinend nimmermüden Lederjacken-Zirkus namens Rockmusik sind Freistellungsmerkmale längst die wichtigste Visitenkarte. Wie will man sich sonst von den anderen vierhunderttausend Bands unterscheiden, die eine speckige Stromgitarre halten können?
Sängerin/Gitarristin Marissa Paternoster hat nicht nur einen peppig-bürgerlichen Namen, sondern widerlegt mit ihrer wuschelig-introvertierten Erscheinung auch gerne die ewig gestrigen Geschlechterklischees.
Obendrein wurde sie 2012 wegen ihres flinken Gitarrenspiels auf Platz 77 in der Rangliste »Greatest Guitarist« des Spin-Magazins gewählt und komplettiert die eigene Rockstar-Definition mit einer eigenständigen Stimme.
Irgendwo zwischen Gwen Stefani und PJ Harvey schimmert der Gesang prägnant aus der Wall-Of-Soul hervor. Trotz immerhin 15 enthaltener Songs (inklusive des bedeutungsschwangeren Zweiteilers „Chamber for Sleep“) wirkt das von Matt Bayles (Pearl Jam, Mastodon) produzierte Album erstaunlich kurzweilig.
Die wenigen vorhandenen Genre-Stilhaken werden zu ironischen Randnotizen, die mit starken Melodiebögen und der Trio-Besetzung (die nach deutlich mehr klingt!) eine größere Welle auftürmen, als es das Gitarrenrock-Ding dieser Tage sonst so hinkriegt. \ kt
(Don Giovanni Records/H’Art)
Bewertung der redaktion
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