Fast wäre er uns abhandengekommen. Er war kurz davor, mit dem professionellen Musikmachen aufzuhören, weil ihn das Business ankotzte. Und die zwar industriell gefertigten, aber kommerziell erfolgreichen Deutschpoeten wahrscheinlich auch.
Wer dem Schaffen von Liwa und den Flowerpornoes über die Jahrzehnte gefolgt ist, konnte auch mitunter verzweifeln. Ein großer, ganz eigenständiger Poet, mal spirituell, mal bissig, mal hingerissen von der Emphase des Augenblicks, mal scharfsinniger Beobachter des Alltags, mal Skizzenkönig im Paradies der Ungeliebten, mal Van Morrison, mal Nick Drake, mal Neil Young, mal das nächste große Ding, mal schon fast vergessen. Liwa hat indes weiter gemacht, hat mit „Umsonst und draußen“ ein echtes Meisterwerk hingelegt.
Und legt jetzt mit „Ganz normale Songs“ auf Augenhöhe nach. Großes Kino, abwechslungsreich und unerhört großartig produziert von Tobias Levin. Kopfhörer raus, Leute! Und nicht nur staunen, dass es so etwas Unironisches, Nachdenkliches, Verbindliches noch gibt, sondern auch, dass es mit vergleichbarem Anspruch in Ton gesetzt wurde. Tom Liwa ist in Form, vielleicht in der seines Lebens. \ uk
(Grand Hotel van Cleef/Indigo)
Bewertung der redaktion
WEITEREMPFEHLEN