Auch das Autonome Zentrum (AZ) wurde in letzter Zeit immer wieder Ziel von Übergriffen. Mit Stahlkugeln, Pfefferspray und einer Bombenattrappe sind die Rechten hier ans Werk gegangen. Die Polizei betrachtet das immer aggressiver werdende Auftreten der Rechtsextremisten mit wachsender Sorge und ist für Hinweise jederzeit dankbar. Die Ermittlungen laufen derweil, ohne dass die Polizei bislang eine konkrete Spur hat. Klenkes-Autor Sebastian Dreher sprach mit einem Mitglied des AZ-Teams, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird..
Es gab in der letzten Zeit immer wieder Zwischenfälle. Was ist genau passiert?
Wir fanden in den letzten Jahren häufig Schmierereien an Außentüren und -wänden, teilweise wurden Gäste von Neonazis angepöbelt. Ich erinnere mich, dass im September 2009 nach einem bundesweiten Nazi-Aufmarsch in Dortmund eine Gruppe von etwa 15 Rechten am AZ vorbeikam und unsere Gäste angriffen. Meiner Information nach waren auch Denis Unruh und Rene Laube dabei, beide Mitglied der neonazistischen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) und der Dürener NPD. Am 20. April dieses Jahres, dem 121sten Geburtstag Adolf Hitlers, hat jemand „Alles Gute Adolf“ an die Wand gesprüht und am 31. Mai haben uns drei Männer, von denen zwei vermummt waren, mit einem Morgenstern, Pfefferspray und einer nach Essig riechenden Flüssigkeit attackiert. Nach der Neonazi-Kundgebung im April 2010 versammelten sich 20 Rechte auf dem Vorplatz vor dem AZ. Ein paar ehrenamtliche AZ-Mitarbeiter arbeiteten gerade unten im Zentrum, glücklicherweise konnten sie noch rechtzeitig angerufen werden und die Tür abschließen.
Was war mit der Bombe und den Stahlkugeln?
Wir haben ein Paket bekommen, auf das mit Wachs „An die Antifa“ geschrieben wurde. Aus Vorsicht haben wir die Polizei verständigt. Die haben daraufhin den Staatsschutz, die Feuerwehr und die Sprengstoffexperten vom LKA Düsseldorf gerufen. Die Bombe hat sich glücklicherweise als Attrappe entpuppt. Die Stahlkugeln wurden aus einem fahrenden Auto mit einer Schleuder auf unsere Gäste geschossen. Da hätte einiges passieren können, so eine Kugel kann töten.
Ihr hattet jetzt oft Kontakt zur Polizei. Wie ist die Zusammenarbeit?
Wir merken, dass die Polizei vermehrt das Gespräch sucht. Wir haben einen Ansprechpartner, der mit der Thematik vertraut ist. Es wurde ein Konzept erstellt, das uns allerdings nicht im Einzelnen erläutert wurde. Regelmäßiges Streifefahren gehört auf jeden Fall dazu, die Beamten kommen mehrmals täglich vorbei. Nachts steigen sie schon mal aus und leuchten das Areal mit Taschenlampen ab. Ich bin letztens sogar selbst kontrolliert worden, als ich die Eingangstür abgeschliffen habe.
Macht Ihr Euch Sorge um eure Sicherheit?
Ja klar. Drohungen per Mail bekommen wir schon länger. „Passt auf!“, „Wir kennen Euch!“ und so weiter. Man darf das nicht auf die leichte Schulter nehmen, bei Freunden wurden schon zu Hause die Scheiben eingeschmissen. Viele haben Angst, Vorfälle anzuzeigen, weil sie nicht das „Interesse“ der Rechten auf sich ziehen wollen.
Was habt Ihr für Sicherheitsmaßnahmen getroffen?
Wir haben mehr Personal an der Eingangstür positioniert, das sehr aufmerksam auf alles Verdächtige achtet. Unseren Gästen sagen wir immer „Seid vorsichtig und geht nicht alleine nach Hause“.
Wie wirkt sich die Situation auf Eure Veranstaltungen aus?
Es ist nicht so, dass die Leute aus Angst zu Hause bleiben, wir mussten auf jeden Fall noch kein Konzert und keine Party absagen. Im Gegenteil, viele zeigen Solidarität und bieten ihre Hilfe an.
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