1965 veranstaltete die Bleiberger Fabrik zum ersten Mal eine Werkwoche. Ein halbes Jahrhundert später hat sich an der ursprünglichen Idee kaum etwas geändert. Mittlerweile gehört das Programm der Fabrik für hunderte Kinder fest zur Ferienzeit. „Es wurde in den 70er Jahren ein Konzept entwickelt, bei dem jedes Kind seine eigene kreative Stärke ausleben kann. Und so ist es noch heute“, sagt die Leiterin Sibylle Keupen. Sie plant zusammen mit ihrem Team das Programm, Sponsoring, Gesamtbegleitung, Übernachtung, Spielangebote und organisiert Fachkräfte und Betreuer. Das kostet Zeit und Engagement. Aber das sei es wert: „In jedem Kind steckt ein kleiner Künstler. Davon bin ich überzeugt.“ In den Werkwochen gibt es viel Raum zur freien Entfaltung. Durch das Tanzen, Gestalten, Werken lernen die Kinder Verantwortung zu übernehmen. Gearbeitet wird mit rohem Material, mit Farben, Stein, Metall. „Manche Kinder nageln gerne, andere produzieren Stofftiere wie am Fließband, andere schnuppern gerne überall mal rein.“ Aktion, Abwechslung oder Ruhe, jedes Kind ist anders. Daher werden sie auch nicht in einen Kurs gedrängt. Hauptsache es gefällt und macht Spaß. Das Konzept geht auf, viele Kinder kommen in den nächsten Ferien wieder, finden Freunde, bleiben der Bleiberger Fabrik erhalten und machen nach dem 17. Lebensjahr als Ehrenamter weiter. „Wir leben davon, dass die Kinder wiederkommen.“ Die einzelnen Kurse werden immer von Fachkräften begleitet. „Die Künstler wirken wie Katalysatoren, befördern die Kinder in alle Richtungen. Aber sie müssen sich vor allem auf das Kindliche einlassen. Feuer in sich haben. Begeisterung für Kunst mitbringen.“ Ein Anspruch der sich auszahlt. Kinder lernen Makramee, eine indische Flechttechnik, und Tiffany-Glasarbeiten, sie drehen Videos oder spielen Theater, gründen Bands oder bauen Instrumente. Im Schnitt nehmen 120 Kinder an einer Werkwoche teil, manche fahren am Abend nach Hause, andere schlafen zusammen mit ihren Freunden in den zur Verfügung stehenden Einrichtungen. In den Werkwochen im Sommer bereitet man sich bereits auf die 500. Werkwoche im Herbst vor. Ein Film wird erstellt, Trommeln für eine Percussionshow werden gebastelt, es gibt jede Menge zu tun und vorzubereiten. Ein Medienpool muss ebenfalls bis September zur Verfügung stehen, wo die Kinder direkt Fotos und Videos hochladen und posten können. Hier entwickeln sich nicht nur die Kinder weiter. „Die Bleiberger geht eben mit der Zeit.“ /// Kira Wirtz
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