Die Geschichte des LuFo beginnt eigentlich nicht erst vor 25 Jahren. Sondern bereits 1969, als der Sammler Peter Ludwig öffentlich äußerte, dass Aachen einen neuen Museumsbau bräuchte, um die Kunstschätze der Stadt angemessen zu präsentieren. Von da an hat die Errichtung eines Museums die Aachener Verwaltung, Politik und Kunstszene schwer beschäftigt. Ein gescheitertes Projekt an der Monheimsallee, der Umbau einer ehemaligen Fabrik zum Ludwig Forum und ein Erweiterungsbau neben dem Suermondt-Ludwig-Museum waren das Ergebnis dieses langwierigen Prozesses, der nicht nur in der Kunstszene für Wirbel sorgte.
Von Anfang an
Seit 1957 ist der Schokoladenfabrikant Prof. Dr. Dr. Peter Ludwig (1925-1996) Vorsitzender des Museumsvereins Aachen. Gemeinsam mit seiner Frau Irene (1927-2010) hat er sich zu einem angesehenen Mäzen entwickelt, der mehr für die Öffentlichkeit als für sein Heim sammelt. Vor allem, wenn es um zeitgenössische Kunst geht. Dafür sucht das Ehepaar nach einer musealen Präsentationsfläche. Im Februar 1970 wird die Neue Galerie im Alten Kurhaus mit Gegenwartskunst eröffnet. Direktor ist Wolfgang Becker und der Grundstock besteht aus Werken der Sammlung Ludwig. Es sollte dann noch knapp zwanzig Jahre dauern, bis die Kunstwerke aus der Neuen Galerie in das Ludwig Forum für Internationale Kunst ziehen.
Neubauplanung
Doch ursprünglich sah man in Aachen nicht vor, eine Schirmfabrik umzubauen und in ein Museum zu verwandeln. Aufgrund einer angekündigten Schenkung der Ludwigs von 150 Werken zum 100. Geburtstag des Museumsvereins wurde die Neue Galerie zu klein. Durch den Wunsch nach und damit die Chance auf eine private Sammlung internationalen Ranges beschloss der Stadtrat, dass es an der Zeit war, ein gänzlich neues Museum zu erbauen, das die Sammlung Ludwig ebenso wie den städtischen Besitz zeigt. Am besten zentrumsnah mit guten Parkmöglichkeiten, mit hellem Tageslicht für die Ausstellung genauso wie Räumen für lichtempfindliche Objekte.
Natürlich mit einem Skulpturengarten und neben all der Kunst ein Treffpunkt für die Aachener Bürger. Schnell wurde ein Wettbewerb ausgerufen. Bis zum Stichtag am 28. Juli 1978 wurden 80 Entwürfe eingereicht. Gewonnen hat das Modell von Wilhelm Kücker. 77.685.000 DM ergab die erste Kostenschätzung. Zu teuer, meinte die Politik. Also wurden neue Pläne gemacht und Geld eingespart.
Auch Heinrich C. Friedhoff, damals stellvertretender Vorsitzender der SPD, befürwortete ein Museumshaus für die Stadt. Doch ob Neu- oder Umbau wurde von Beginn an diskutiert. Zu teuer sei ein Neubau. Die Stadt müsse erst einmal an anderer Stelle Geld ausgeben, zum Beispiel für Schulen, sozialen Wohnraum, hieß es von Seiten der Sozialdemokraten. Also lehnte die SPD den Neubau ab, die CDU wollte das Projekt ohne die Opposition stemmen und die Grünen waren zu der Zeit mehr gegen alles denn für irgendetwas. Doch da hatte keiner mit Peter Ludwigs Sinn nach einer einstimmigen Meinung aus der Politik gerechnet: „Er formulierte sehr deutlich, dass er seine Kunst nur zur Verfügung stelle, wenn er breite Unterstützung von Stadt und Rat erhalte. Damit stellte er sich über die Fronten“, erinnert sich Friedhoff.
Ein Haus für alle?
Natürlich wurde man sich nicht schnellstmöglich einig und die Zeit verstrich immer weiter, die Aachener hatten Angst, die Schenkung zu verlieren und Ludwig begann einige Werke an andere Museen abgeben.
Der einzig gemeinsame Nenner, den die Parteien finden konnten, war ein kostengünstigerer Umbau der alten Schirmfabrik, den Friedhoff 1985 als „Weltkunstzentrum“ vorstellte. Und der nur einen Monat später von allen Parteien bewilligt wurde. Die Nachbarschaft der Jülicher Straße war seinerzeit im Aufwind.
Das Theater K, die Galerie Monochrom, die Silbenschmiede und der NAK hatten sich im Rehmviertel angesiedelt und Friedhoff gibt offen zu, dass das die Zustimmung der SPD zum Umbau erleichterte. Außerdem würde bei dem Projekt das Suermondt-Museum erhalten bleiben. „Wir wollten vielmehr ein Gesamtkonzept für die Museen der Stadt, einen Dreiklang. Neben dem Haus für zeitgenössische Kunst sollte das Suermondt-Ludwig-Museum nicht nur erhalten, sondern sogar erweitert werden und sich ausschließlich auf die ältere Kunst konzentrieren. Die Burg Frankenberg sollte zugunsten eines stadtgeschichtlichen Museums aufgegeben werden.“ Mit der Eröffnung des Centre Charlemagne rund 30 Jahre später sollte zumindest der Wunsch nach einem funktionierenden Dreiklang in Erfüllung gegangen zu sein.
Doch wie dem auch sei, 1987 reichte der Architekt Fritz Eller seine Pläne für den Umbau ein, das Ehepaar Ludwig unterschrieb den Museumsvertrag mit der Stadt, die Umbauarbeiten begannen. Eller erinnert sich, dass die Ansprüche an seine Pläne von Anfang an keinen reinen Museumsbau forderten, „sondern auch einen Ort für Kunst im erweiterten Sinne. Tanz, Lesungen, Kulturveranstaltungen. Da kam auch die Idee des Forums auf.“ Nach der Schließung der Neuen Galerie begannen letztlich die großen Kunsttransporte und 1991 eröffnete das LuFo nach Jahren der Planung endlich auf der Jülicher Straße.
Die denkmalgeschützte Industriearchitektur im Bauhausstil bot der Sammlung von Ludwig und dem Ausstellungsprogramm des Hauses eine beachtlich vergrößerte Präsentationsfläche. Mit Museumspark, Space, Mulde, Werkstätten, Ateliers und Malschule waren unterschiedliche Aktionsorte entstanden. Es war der Startschuss für ein innovatives Museumsmodell.
Einziges, aber leider wiederkehrendes Problem, ist die schlechte Anbindung an die Stadt. Architekt Fritz Eller muss rückblickend eingestehen: „Das einzige was nie ganz funktioniert hat, war, die Achse von der Innenstadt zum Ludwig Forum hin städtebaulich als Flaniermeile zu erschließen.“
Und auch Friedhoff zweifelt heute an seiner damaligen Entscheidung: „Ich springe über meinen Schatten und sage: Eine Zentralisierung wäre wohl vernünftiger gewesen. Wenn ich heute noch mal persönlich zu entscheiden hätte, würde ich den Standort Monheimsallee mit den beiden Kunstmuseen und unter einer Leitung präferieren.“ Am Forums-Konzept des Hauses zweifelt er allerdings nicht. Seit rund 25 Jahren muss sich das Ludwig Forum immer wieder aufs Neue erfinden, um einer aus politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Gründen stets wandelnden Kultur gerecht zu werden.
Plattform
Auch zum 25. Geburtstag des Hauses lebt der Forums-Gedanke wieder auf. Vom 1. Juli bis zum 25. September gibt es Ausstellungen, Konzerte, Performances und Workshops. Außerdem zeigt das Forschungsprojekt Plattform Aachen in einer umfassenden Übersicht die ereignisreiche Gründungsphase des LuFo. Viele Zeitdokumente – historische Fotos, Zeitungsartikel, Originaldokumente und Fernsehbeiträge – lassen teilhaben an dem langjährigen, wechselhaften und turbulenten Entwicklungsprozess bis zur spektakulären Eröffnung des LuFo am 27. Juni vor 25 Jahren. \
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