Von Richard Mariaux
In jedem Jahr engagieren sich länderübergreifend Pädagogen, Journalisten, Buchhändler und nicht zuletzt Schülerinnen und Schüler von 20 weiterführenden Schulen in der Euregio bei der Ermittlung des Preisträgers des „Euregio-Schüler-Literaturpreises“.
Das Prozedere ist recht einfach. Zu Beginn des neuen Schuljahres wird eine Veranstaltung für Lehrer organisiert, die die Schüler als Begleitpersonen im Projektverlauf zwischen Lesezeit und Juryurteil unterstützen. Gelesen werden sechs Bücher – zwei französischsprachige, zwei niederländische beziehungsweise flämische und zwei deutschsprachige Romane. Diese Titel müssen bereits in die jeweilig andere Sprache übersetzt sein. Ebenso sollten die nominierten Autoren an einem Austausch mit den jungen Lesern während einer Autorenlesung interessiert sein und zum Datum der Preisvergabe persönlich anwesend sein.
Von September bis März haben die Schüler Zeit, um die nominierten sechs Romane zu lesen. Auf Trivialliteratur wird verzichtet, anspruchsvoll und unterhaltsam sind zwei Kriterien, die sich nicht ausschließen. Bereits im Januar und Februar fanden Autorenlesungen der diesjährigen Nominierten in allen drei Ländern statt. Auch um die Autoren über den Preis hinaus, einem großen Lesepublikum zu präsentieren. Online können sich bestehende Literaturzirkel vorstellen, austauschen oder direkt neu gründen.
Die Kritikerrunde
Auch die professionellen Kritiker bleiben nicht untätig. Am 13. März findet (parallel zu Veranstaltungen in Lüttich und Maastricht) eine Kritikerrunde in der Aachener Barockfabrik statt. Hochkarätig besetzt mit der Buchautorin und Journalistin Pascale Hugues („Liberation“, „Der Tagesspiegel“, früher auch „taz“ und „Süddeutsche Zeitung“) sowie dem Übersetzer und Autor Martin Zingg aus Lausanne. Moderiert wird die Kritikerrunde durch Andrea Zuleger, Redakteurin der Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten.
Neben der immens wichtigen Leseförderung innerhalb einer Generation, die in weiten Teilen den Bezug zu Literatur beziehungsweise dem Buch verloren hat, sind es vor allem die mehrfach stattfindenden Schülertreffen über die Ländergrenzen hinweg, die das Projekt so besonders machen. Gemeinsam sollen die Schüler die jeweiligen Leseerfahrungen diskutieren sowie bei Lesungen in Austausch mit den Autoren treten.
Die Preisverleihung
In ständigem Ortswechsel innerhalb der drei Länder findet die Preisverleihung statt. Waren es 2015 Maastricht, nachfolgend Aachen, Eupen und Lüttich, so ist in diesem Jahr erneut Aachen am Zuge. Am 16. Mai wird im Ballsaal des Alten Kurhauses in einem feierlichen Rahmen mit wechselnden Lobreden von Schülern auf den Preisträger der „Euregio-Schüler-Literaturpreis 2019“ verliehen.
Im letzten Jahr gewann der Schweizer Autor Benedict Wells den Preis. „Dass diesem Preis die europäische Idee zugrunde liegt, freut mich deshalb sehr“, bemerkte Wells Mitte Mai in seiner Dankesrede im Collège Saint-Louis in Lüttich. Vier Wochen vorher hatte die große Jury in Visé Wells zum Preisträger gekürt. Und dieser Wahltag ist seit der ersten Verleihung im Jahr 2002 etwas ganz besonderes: Nicht die kleine illustre Expertengruppe entscheidet über den Sieger, sondern alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler am Projekt in einer großen Abstimmung. Dotiert ist der Preis mit 5.000 Euro sowie jeweils 1.000 Euro für die Arbeiten desÜbersetzers des jeweiligen Siegertitels.
Hochkarätige Sieger
2017 war es der deutsche Erfolgsautor und Schauspieler Joachim Meyerhoff („Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“); der Niederländer Herman Koch gewann 2014 mit seinem Buch „Zomerhuis met zwembad“. Koch hatte auch in Deutschland mit „Angerichtet“ (verfilmt mit unter anderem Richard Gere in Hollywood als „The Dinner“) einen großen Bestseller. \
Nominiert 2019
Angaben der deutschen Titel und Verlage:
Isabelle Autissier (F): „Herz auf Eis“ (Mare)
Hugo Horiot (F): „Der König bin ich“ (Hanser)
Husch Josten (D): „Hier sind Drachen“ (Berlin Verlag)
Shida Bazyar (D): „Nachts ist es leise in Teheran“ (Kiwi)
Stefan Hertmans (B): „Die Fremde“ (Hanser)
Griet Op de Beeck (B): „Komm her und lass dich küssen“ (btb)
2019 mit dabei: Acht Gymnasien und Gesamtschulen aus Übach, Schleiden, Aachen (2), Langerwehe, Herzogenrath, Düren und Eschweiler. \
Website Euregio Kultur e.V.
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