Die Straßenmusiker aus der kongolesischen Metropole Kinshasa werden bereits als die afrikanische Antwort auf Buena Vista Social Club gehandelt. Genau wie bei den kubanischen Vorbildern existiert parallel zur Band ein Dokumentarfilm, der sogar bei der „Director’s Fortnight“ im Rahmen der Filmfestspiele in Cannes gezeigt wurde. Die französischen Filmemacher Renaud Barret und Florent de la Tullaye porträtierten das Projekt mehrere Jahre und schnitten aus der Collage einen ergreifenden Film.
Staff Benda Bilili – das in ihrer Sprache Lingála soviel heißt wie „das nicht Sichtbare hervorbringen“ – hat einen hypnotisierenden, afrikanischen Soul erschaffen, der tief in der kongolesischen Rumba verwurzelt ist und gleichzeitig an Rhythm’n’Blues und Reggae erinnert. Teilweise in selbst gebauten Rollstühlen und Dreirädern sitzend und von Polio, der Kinderlähmung, gezeichnet, elektrisiert die bunte Truppe das Publikum durch pure Authentizität und Energie.
Ihre ermutigenden und lebensbejahenden Songs dokumentieren den Alltag einer Stadt, die neben den allgegenwärtigen Straßenkindern auch unzählige Kriegsflüchtlinge, ehemalige Kindersoldaten, Bettler und Behinderte beherbergt. Alle Einflüsse des Lebens in dem Moloch am Kongo-Fluss fließen in den facettenreichen Musikstil ein. Nicht nur Kriegsbilder, Krankheit und Armut, auch Glücksmomente – kurz: das ganze Leben.
Hauptsänger Leon „Ricky“ Likabu sieht seine Band als Sprachrohr aller Heimatlosen, Kranken, Krüppel und Straßenkinder Kinshasas. Einer dieser minderjährigen Obdachlosen war Roger Landu. Seit Likabu ihn unter seine Fittiche genommen hat, spielt der 18-Jährige bei Staff Benda auf einer selbstgebauten, einsaitigen Satonge – bestehend aus einer leeren Fischkonserve, einem Holzstiel und einer Gitarrensaite – rasante Soli und beeindruckt durch sein Talent Publikum wie Musikkritiker.
Das 2006 entstandene Album „Tres tres fort“ machte die Band über die Grenzen Kinshasas hinaus bekannt. Der Titel des zusammen mit dem belgischen Produzenten und Spezialisten für kongolesische Musik Vincent Kenis produzierten Werks steht für die Stärke und den Überlebenswillen, den man für das tägliche (Über-)Leben in der Republik Kongo braucht. Die Aufnahmen fanden unter freiem Himmel direkt im Zoologischen Garten von Kinshasa statt. 2009 gewannen die Musiker den Artist Award der Womex (World Music Expo) in Berlin.
In ihrem Song „Polio“ fordern Staff Benda Bilili Eltern auf, ihre Kinder gegen die Kinderlähmung impfen zu lassen, damit ihnen das Schicksal der Verkrüppelung erspart bleibt. Ihr Song „Let’s go and vote“ lief während der historischen Wahl 2006 auf allen Radiostationen in Dauerschleife und wurde im Nachhinein für eine um 70 Prozent höhere Wahlbeteiligung verantwortlich gemacht.
Das Gastspiel der Afrikaner auf Burg Wilhelmstein am 13. August wird das einzige Konzert im näheren Umkreis sein. Die außergewöhnliche Show wird nicht nur Weltmusikfans begeistern, die Energie von Staff Benda Bilili springt auf alle Menschen gleichermaßen über. /// Sebastian Dreher
13.8.
Staff Benda Bilili
20 Uhr, Burg Wilhelmstein, Würselen
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