Mohamed El Moussaoui – so der bürgerliche Name von MoTrip – ist den Kennern der Szene schon länger ein Begriff. Diverse Features mit Genre-Größen wie Kool Savas, Morlockk Dilemma oder Samy Deluxe brachten den 23-Jährigen in Position.
Mohamed wurde 1988 in Beirut geboren. Im Libanon tobte damals der Bürgerkrieg und so kamen seine Eltern 1990 mit ihren Söhnen nach Aachen. Die Gegend um den Blücherplatz wurde ihre neue Heimat und hier kam Mo auch das erste Mal mit Rap in Berührung. Zuerst sah er seinem älteren Bruder Hassan nur bei seinen Aufnahmen zu, dann zog es ihn selbst ans Mikro.
Verschiedene Aachener Jugendzentren gaben ihm die Möglichkeit zu üben und sich musikalisch zu entwickeln. „St. Elisabeth, das Josefshaus und Regenbogen in Haaren haben uns viele Möglichkeiten gegeben“, sagt Mo. „Das habe ich immer zu schätzen gewusst und dafür bin ich bis heute dankbar.“
Letztes Jahr ging dann alles ganz schnell. Zuerst veröffentlichte er das textlich und visuell starke Video zu „Albtraum“, was in der Szene großen Anklang fand. Daraufhin nahm Mo an der VOX-Sendung „Cover my Song“ teil, obwohl er von vielen Seiten davor gewarnt wurde. Er nahm sich Chris Roberts „Du kannst nicht immer 17 sein“ vor und machte daraus einen Song, der einem die Faust tief in den Magen haut, aber dennoch optimistisch bleibt. Im Gegensatz zu einem Großteil der meisten Rapper wirkt das bei ihm vollkommen unpathetisch – authentisch eben. Dieser Stil zeichnet ihn aus, neben dem konstant hohen technischen Niveau. Plötzlich standen die Majorlabels bei ihm Schlange und Mo hatte die Qual der Wahl. Am Ende unterschrieb er bei Universal.
Für den Videodreh zu „Kennen“ ging es erst mal nach Beirut, dort konnte er seine Familie besuchen. „Als wir im Viertel, in dem ich geboren wurde, drehen wollten“, erinnert sich Mo, „wurde in die Luft gefeuert, um uns zu signalisieren: Verzieht euch hier!“
Nach der Rückkehr nach Deutschland sollte das Album dann möglichst schnell kommen, und so hat er geschrieben „bis die Fruchtblase platzt“. „Embryo“ ist sein Baby, und es ist nicht nur gut geworden, sondern hat das Zeug zum Meilenstein. Erstklassige Beats, persönlich, direkt und abwechslungsreich.
Es wurde erwartet, dass sich eine illustre Gästeliste auf dem Album tummeln würde, am Ende waren es nur sein Bruder El Moussaoui, die langjährigen Wegbegleiter Joka und Silla, Marterias Alter-Ego Marsimoto und der Österreicher RAF 3.0. Doch das hat dem Album gut getan, möglicherweise hätte es mit mehr Gaststars „verwaschener“ gewirkt.
Die eigentliche Stärke von MoTrip ist seine Offenheit und die Fähigkeit, Klischees gekonnt zu umschiffen. Hier reimt kein Möchtegern-Gangster, kein Indie-Rapper, keiner, der eine Rolle spielen muss, um ein bestimmtes Klientel zu bedienen. Die Tracks sind ehrlich und sprechen Hörer aller Sparten an. Wie zum Beispiel „Feder im Wind“. Keine neue Thematik, aber unkitschig und jederzeit genau auf den Punkt gebracht. Der titelgebende Track „Embryo“ – eine persönliche Geschichte über eine ungewollte Schwangerschaft macht ernsthaft betroffen.
Diese Vielfalt plus guter Flow, plus lustige Vergleiche und plus Authentizität heben MoTrip über den Standard der deutschen Rap-Szene. Und wenn man ihn mal getroffen hat, merkt man schnell, dass der Mann einfach ein verdammt netter Kerl ist … /// th
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