Von Silke Schneider
Immer öfter werden Tiere in Einrichtungen wie Altenheimen, Hospizen oder Kitas eingesetzt. Besonders Hunde können durch ihre lange gemeinsame Geschichte mit dem Menschen dessen Emotionen besonders gut lesen und darauf reagieren. Auch Stefanie Mössner, Pflegedienstleiterin in dem im November 2018 eröffneten Tagespflegehaus der AWO, ist von Livs Arbeit überzeugt.
„Unser Geschäftsführer ist immer offen für neue Ideen, da haben wir einfach Glück gehabt“, so Stefanie Mössner. Gemeint sind die Besuche von Liv, dem Therapiehund. Der süße Terriermix besucht abwechselnd die Kita „Bunte Erde“ und das benachbarte Tagespflegehaus am Eisenbahnweg, ein teilstationäres Angebot für Senioren, die etwas Abwechslung wünschen, sowie für pflegebedürftige Menschen, die zu Hause von Angehörigen versorgt werden. Der Hund gehört einer Mitarbeiterin der Kindertagesstätte und ist noch in der Ausbildung bei einem Hundetrainer und einem Ergotherapeuten; dazu gehört zum Beispiel, dass sie sich bei schnellen Bewegungen von Kindern nicht erschreckt oder dass sie an Rollatoren gewöhnt wird.
Liv besucht die Tagespflegeeinrichtung im Quartier „Guter Freund“ zweimal wöchentlich für eine halbe Stunde, dann wird geschmust, sie bekommt Leckerchen oder bringt geworfene Bälle zurück. „Mit Tieren bekommt man einen ganz anderen Zugang zu den Leuten“, hat Stefanie Mössner beobachtet, „gerade dementiell veränderte Menschen fangen auf einmal an zu reden und zu lächeln.“
Hunde bringen Menschen zusammen
Wer schonmal mit einem Hund Gassi gegangen ist, kennt seine Funktion als „Verkuppler“: Wildfremde Leute unterhalten sich auf einmal miteinander, es gibt sogar eine Doktorarbeit über die Gespräche, die zwischen fremden Hundebesitzern entstehen. Forscher haben zudem herausgefunden, dass Haustiere einen günstigen Einfluss auf den Blutdruck, das Gewicht und die Cholesterinwerte haben und besonders Hunde lebensverlängernd wirken. Bei intensivem Kontakt wird außerdem das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, das Stress reduziert und sich positiv auf die Stimmung auswirkt.
Stefanie Mössner hat beobachtet, wie Liv sich einfach zu Menschen gelegt hat, die eigentlich kaum noch Reaktionen zeigen, und wie diese plötzlich anfingen zu lächeln. „Man kommt durch sie einfach leichter miteinander ins Gespräch, besonders, wenn jemand früher selbst einen Hund hatte.“
Wie eine große Familie
Auch in der Kita bricht Liv oft das Eis. Viele Kinder sind den Umgang mit Tieren nicht gewöhnt oder haben sogar Angst vor ihnen, doch selbst sehr ruhige Kinder mit speziellem Förderbedarf werden durch den Kontakt mit dem geschulten Vierbeiner zugänglicher und sind leichter bereit, etwas von sich zu erzählen. „Der Einsatz von Tieren soll hier auf jeden Fall weiter ausgebaut werden. Manchmal kommen die Kinder aus der Kita hier zu Besuch, dann leben die alten Menschen richtig auf und zusammen mit Liv entsteht so ein richtiges Grossfamiliengefühl“, schwärmt Stefanie Mössner. \
AWO sucht
Die AWO-Tagespflege sucht noch ehrenamtliche Helfer und Helferinnen, die Lust haben, mit den Gästen der Einrichtung Ausflüge zu machen, Einkäufe zu erledigen oder einfach mal einen Kaffee zusammen zu trinken. \
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