Teil des Ensembles am Rande der Bühne bereits für die richtige Atmosphäre: Eine schäbige Gosse, die Skid Row, Downtown New York, drei Straßengören lungern herum und mustern provokant das Publikum. Ein umher streunender Penner eröffnet schließlich das Stück mit einer düster klingenden Prophezeiung: Der Menschheit steht die Konfrontation mit einer „tödliche Bedrohung“ bevor. Der Herd, von dem jene Gefahr ausgehen wird, ist der kleine schäbige Blumenladen des stets übel gelaunten Floristen Mushnik, ausdrucksstark dargestellt von Holger Petzold. Kundschaft verirrt sich nur selten hierher. So welken die Blumen noch vor dem Verkauf. Selbst die attraktive Mitarbeiterin Audrey, gespielt von der stimmgewaltigen Dagmar Bernhard, kann trotz Minirock und blonder Mähne niemanden in den Laden locken. Fehmi Göklü mimt auf sensible Art und Weise Mushniks tollpatschigen Ziehsohn Seymour, bis über beide Ohren verliebt in Audrey. Als jener eine geheimnisvolle Pflanze heranzüchtet, ändert sich die Situation abrupt. Plötzlich floriert das Geschäft. Seymour wird zum Held des Viertels und nicht nur der Geld und Ruhm witternde Mushnik hegt schlagartig Interesse für den jungen Mann. Auch Audrey fühlt sich mehr denn je zu dem sanftmütigen Pflanzenliebhaber hingezogen. Gäbe es nicht deren prügelnden Partner, den sadistischen Zahnarzt Orin, welchen Stefan Kiefer mit viel Extravaganz und Enthusiasmus nachempfindet, — dem Liebesglück der beiden stünde nichts mehr im Wege … Aus dem Stoff des amerikanischen B-Movies „The Little Shop of Horrors“ von 1960 produzieren Howard Ashman und Alan Menken wenige Jahre später ein Musical. Jenes Musical dient wiederum als Vorlage für Frank Oz’ gleichnamige Verfilmung aus dem Jahre 1968, an der sich die Darstellung der Charaktere und die musikalische Ausarbeitung der aktuellen Inszenierung am Grenzlandtheater stark orientieren. Anatol Preisslers Stück wirkt bunt und exzentrisch. Das Tempo ist rasant, doch auch die sanften Passagen haben große Wirkung auf das Publikum. Es schmettert Beifall nach jeder Gesangseinlage, denn das Ensemble besticht durch eine enorme Stimmkraft. Auch die Musiker, im Hintergrund der Bühne platziert, überzeugen mit ihrer Performance. Raffiniert legt das Bühnenbild den Fokus auf das Wesentliche: Audrey 2. Eine stetig wachsende Venusfliegenfalle aus Plüsch steht im Mittelpunkt des Stücks und nimmt die Bühne für sich ein.
Text: Lenka Blaß
Foto: Kerstin Brandt-Heinrichs
1. bis 18.1.
„Der kleine Horrorladen“
20 Uhr, Grenzlandtheater, Aachen
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