Hunderte Kinder schreien den Feinden von Robin Hood „Loser!“ entgegen, brüllen „hässlich!“, als sich der böse Prinz John im Spiegel betrachtet und singen am Schluss stehend den Titelsong noch mal und noch mal mit. Ein so direktes Feedback bekommt ein Schauspieler selten.
Martin Philipp inszeniert — wie auch im letzten Jahr — das Kinderstück für das Theater Aachen und trifft genau den Nerv seiner jungen Zuschauer. Mit viel Witz, Tempo und Feingefühl bringt er die klassische Gut gegen Böse-Geschichte auf die Bühne.
Sherwood-Forest ein großer Kletterwald, der Thron des bösen Königs ein Klettergerüst mit Rutsche.
Schnell erspielen sich Philipp Manuel Roth als Robin von Loxely und seine Gang die Sympathien. Roth spielt mit seinem Publikum, sucht den Kontakt zu seinen Zuschauern, holt zum Bogenschießen „Carla aus Aachen“ mit auf die Bühne. Seine Truppe sind der tollpatschige Much — „ja, genau, Much wie Dreck“ — , Little John mit „Kampflevel 100“ und Musiker Malcom Kemp als Allan. Allan spricht nicht, sondern kommentiert alle Szenen mit seiner E-Gitarre. „I shot the sheriff“, „Eye of the tiger“, …
Dazu kommt dann die toughe Marian, die sich entschlossen hat, der Truppe von Robin Hood anzuschließen. Bei ihrem größten Coup gibt sich die Truppe als Wahrsager aus und beraubt den reichen Prinz John um eine ganze Truhe voll Gold, um das dann an die Armen zu verteilen. Herrlich, wie Rothkopf und Seiler in langen Röcken die Hüftemn kreisen lassen und den Prinzen so in Hypnose versetzen, dass dieser sich sogar bis auf die Unterhose ausziehen lässt und nur noch murmelt „Oh, ich glaube, ich spüre schon etwas.“ Martin Philipp inszeniert das Böse nicht als gewalttätig oder laut, sondern macht Prinz und Sheriff lächerlich. Und das zeigen Oleg Zhukov und Roman Kohle äußerst brillant. Zhukov mit gegelten Haaren, Lederdress, bösem Blick und immer leicht tuntiger Attitüde ist der Sheriff von Nottingham, der Robin Hood permanent auf den Fersen und seinem Prinz John immer hörig ist. Roman Kohnle gibt den überheblichen Prinz John, der mit meterlangem Mantel oben auf seinem Klettergerüst thront, sich im Spiegel betrachtet um seine Schönheit zu beurteilen. Herrlich, wie die beiden anstoßen und sich „Stößchen!“ zusäuseln, als sie Robin Hood besiegt glauben.
Solche kleinen Spiele mit der Sprache und den Charakteren sind es, die bei den Kindern für laute Lacher sorgen, aber auch bei allen anderen Zuschauern mehr als ein amüsiertes Lächeln bringen und das Stück sehenswert machen.
Text: Barbara Taxhet
Fotos: Ludwig Koerfer
„Robin Hood“
9., 10., 13. bis 20., 22., 27.12., jeweils 11 Uhr / 10. und 15.12., jeweils 14 Uhr / 20.12., 15 Uhr / 23.12., 18 Uhr, Theater Aachen, Bühne
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