Für’s Foto vor ihrer neuen Kollektion zu posieren ist nicht ihr Ding. „Wie sollen wir uns hinstellen? Noch ein Teil in die Kamera halten?!“ Vera Berg und Petra Kather lassen ihre Kleidungsstücke lieber für sich wirken. Personenkult ist nicht ihre Sache.
„Ich finde auch klassische Modenschauen eine merkwürdige Sache. Erstens bin ich dann immer total abgelenkt, weil ich mir eher Gesichter und Figuren als die Kleidung anschaue, außerdem reichen ein paar Minuten auf dem Laufsteg nicht, um mit dem Geist einer Kollektion zu spielen“, findet Petra Kather.
Eine Auswahl der neuen Kollektion von Berg&Kather hängt schon auf der Kleiderstange in Petras hellem, ordentlichem Atelier in der Mauerstraße.
In jedem ihrer Stücke steckt eine eigene Idee, viel Arbeit und noch mehr Herzblut. Strick aus reiner Merinowolle und Seiden-Gewebe — edle Materialien, das merkt man schon beim Durchstöbern der Kleider — ein schwarzes kurzes Kleid, schlicht, aber figurbetont, die Finesse sind die kleinen Applikationen am Rücken. Oder ein ärmelloses, leicht und weich fallendes Oberteil, der Clou hier: Es ist aus nur einem Stück gefertigt. „Romantisch, poetisch, so würde ich Veras Stil bezeichnen. Oder?“ Vera spielt gerne mit der Silhouette, experimentiert mit Schnitten und Formen. Petras Stücke sind eher reduziert und sportlich. Ein Pullover mit Kapuze, einfach, schlicht, aber eben doch ein Haben-Wollen-Unikat, gehört zu ihrer Kollektion, ebenso wie ein grauer enggestrickter Pulli. Ein Lieblingsstück, Vera trägt ihn heute auch selber.
„Das Thema der aktuellen Kollektion sind graphische Figuren. Das Spiel Tangram findet sich in Formen und Mustern wieder.“
Vera ist 27 und Petra 30, beide haben in Maastricht studiert, Mode-, bzw. Textildesign. „Aachener, die in Maastricht studieren, lernen sich im Auto kennen. Man bildet Fahrgemeinschaften und während der ganzen Fahrerei entstand mit und mit die Idee zu unserem eigenen Ding.“
Erste Stücke wurden genäht, Berg&Kather war geboren, erste Ausstellungen liefen an. Bis heute gefällt es den beiden am besten, sich immer neu zu erfinden, kein Teil in Masse zu produzieren. „Wir machen nicht in jeder Größe zig Teile auf Vorrat, sondern dann lieber einfach auf Anfrage.“
Was ihre Linie betrifft, gehen die beiden zwar von ihrem eigenen Geschmack aus, stellen aber immer wieder fest, wie breit gefächert die Zielgruppe ist. „Wir machen ja legere bis schicke Kleidung, da kommen junge Leute genauso wie ältere, und für unsere aktuelle schlichte Damenkollektion interessieren sich sogar Männer.“
„Wir stellen schon einen Gegenentwurf zu vielen Dingen dar, die uns in der Modewelt begegnen.“ Es geht ihnen um Authentizität, um den bewussten Konsum, und nicht zuletzt eben auch um Qualität. „Das handwerkliche Geschick in Deutschland stirbt aus, und da wollen wir was gegen tun.“
Die nächste Demonstration des Handwerks, ganz ohne Entertainment, ist die „No Show“ am 11.12. in der Galerie S am Hof. Mode ohne Schau.
Text: Barbara Taxhet
Foto: Barbara Taxhet
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